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FRANKFURT/ZÜRICH (dpa-AFX) - Die Konzentration auf den deutschen Markt hat am Freitag bei Zur Rose für heftige Kursschwankungen der Aktie gesorgt. Wie das Schweizer Unternehmen ankündigte, wird das Geschäft in der Schweiz an die Handelskette Migros verkauft, um sich auf das Wachstum in Deutschland zu konzentrieren. Der Schritt sei so etwas wie ein "Befreiungsschlag" für die Online-Apotheke, hieß es am Markt.

Entsprechend nervös agierten die Anleger: In einer ersten Reaktion schnellte der Kurs um mehr als 92 Prozent nach oben - vermutlich beschleunigt durch Spekulanten, die auf fallende Kurse gesetzt hatten und nun zum Rückkauf der geliehenen Aktien gezwungen wurden. Anschließend reduzierte sich das Plus zwar deutlich, betrug zuletzt aber immer noch 28,7 Prozent. Die Aktien entkamen damit nach zwei düsteren Börsenjahren 2021 und 2022 ihrem Tal. Das Rekordtief von etwa 23 Euro stammt aus dem November. Erst dieses Jahr haben sie sich davon begonnen zu lösen, nun aber erst mit viel Schwung.

Laut dem Experten Volker Bosse von der Baader Bank ist der strategische Schritt von Zur Rose für Anleger eine Überraschung - wenngleich er immer wieder als Möglichkeit diskutiert worden sei, um die finanzielle Stabilität der Schweizer zu verbessern. Zur Rose stärke damit seine Kapitalstruktur, fokussiere sich mehr und die Erlöse aus der Transaktion machten Zur Rose so gut wie schuldenfrei. Allerdings werde das Unternehmen damit auch kleiner und weniger profitabel. Zudem reduzierten sich die Wachstumspotenziale.

Die Gruppe sei damit ihr "Huhn-Ei-Problem" losgeworden, hieß es von Jefferies Research. Der zuständige Analyst deutete damit an, dass das Unternehmen lange vor dem Dilemma stand, ob man die Marktstellung in Deutschland weiter ausbauen, und dafür Schulden machen, oder sich auf Profitabilität konzentrieren solle.

Zur Rose war lange Zeit auf Talfahrt und damit wohl auch bei Spekulanten beliebt, die auf fallende Kurse gesetzt hatten. Allein 2021 hatten die Titel von Zur Rose infolge abermaliger Enttäuschungen rund um das E-Rezept in Deutschland fast 90 Prozent eingebüßt. Zuletzt sah sich das Unternehmen angesichts wachsender Schulden und anhaltenden Verzögerungen bei der Umsetzung des E-Rezepts gezwungen, den Fokus auf die Profitabilität zu legen.

Doch was des einen Freud, ist des anderen Leid: Bei den Anlegern der Shop Apotheke kam die Ankündigung nicht gut an. Laut einem Händler ist es für Anleger der Shop Apotheke keine gute Nachricht, da dem Medikamentenversender damit erstarkte Konkurrenz in Deutschland droht.

"Der Erlös, den Zur Rose mit dem Verkauf erzielt, macht die Schweizer netto schuldenfrei. Dies könnte sie zu einem stärkeren und fokussierteren Konkurrenten für Shop Apotheke machen", so der Börsianer. Die Papiere der Online-Apotheke, die am Vortag im Zuge der Marktrally noch um zehn Prozent hochgeschnellt waren, sackten nun um fünf Prozent ab.

Am Vortag waren Tech- und Internet-Werte generell stark gefragt im Zuge einer Branchenrally an der US-Börse Nasdaq, am Freitag jedoch kamen solche Werte wieder unter Druck. Dies stand im Zusammenhang mit enttäuschenden Zahlen vom Amazon, Apple und Alphabet, die am Vorabend nach US-Börsenschluss veröffentlicht wurden./tih/APA/mf/jha/