(neu: Aktienkurse im 1. und 6. Absatz sowie Analystenaussagen im 4. und 5. Absatz.)

FRANKFURT/ZÜRICH (dpa-AFX) - Eine sich abzeichnende Verschiebung der Einführung des elektronischen Rezepts hat am Dienstag die Aktien der Shop Apotheke einbrechen lassen. Am Vormittag rutschten sie um 6,7 Prozent ab und waren damit abgeschlagenes Schlusslicht im SDax der kleineren Börsentitel. Zwischenzeitlich waren die Anteilsscheine sogar auf den tiefsten Stand seit Juli 2020 abgesackt. Gleichzeitig büßten die Papiere des Kontrahenten Zur Rose an der Börse in Zürich mehr als neun Prozent ein, sie handelten auf dem Niveau von Mai.

Die für Januar vorgesehene Pflicht zum E-Rezept wird verschoben. Es sei deutlich geworden, dass "die erforderlichen technischen Systeme noch nicht flächendeckend zur Verfügung stehen", heißt es in einem Schreiben des Bundesgesundheitsministeriums. Nun soll "der kontrollierte Test- und Pilotbetrieb in den kommenden Wochen schrittweise fortgesetzt und ausgeweitet werden". Ein neuer Termin, ab dem die Pflicht greift, steht noch nicht fest.

Für Shop Apotheke und Zur Rose sei die Verschiebung der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts zwar eine schlechte Nachricht, schrieb Analyst Michael Heider von der Investmentbank Warburg Research. Angesichts des zuletzt verstärkten Widerstands gegen die Einführung sei der Beschluss jedoch nicht ganz überraschend.

Dem Experten zufolge ist das Szenario einer verspäteten Einführung des E-Rezepts im Aktienkurs der Shop Apotheke bereits eingepreist. Die Marktdurchdringung dürfte von derzeit rund einem Prozent auf geschätzt zweieinhalb Prozent im kommenden Jahr steigen. Das hänge aber eben vom Zeitpunkt der Einführung ab. Bis dahin dürfte der Aktienkurs der Shop Apotheke - er liegt aktuell bei rund 115 Euro - sein Kursziel von 182 Euro wohl nicht erreichen. Mittelfristig sei die Aktie jedoch sehr attraktiv.

Analyst Volker Bosse vom Bankhaus Baader sprach mit Blick auf den schweizerischen Wettbewerber Zur Rose von einer enttäuschenden Nachricht und strich die Aktie von einer Empfehlungsliste. Die Aussagen des Ministeriums für Gesundheit enthielten weder für die Testphase noch für die verbindliche Einführung einen Zeitplan. "Das bedeutet eine große Unsicherheit für unsere Umsatz- und Ergebnisschätzungen", schrieb der Analyst.

Ihre Höchstkurse hatten Shop Apotheke und Zur Rose Mitte Februar erreicht. Erstere bei fast 250 Euro und Letztere bei über 500 Franken. Die beiden Versandapotheken wurden an den Börsen als große Gewinner der Corona-Pandemie gehandelt. Seitdem hat sich der Kurs der Shop Apotheke mehr als halbiert, während sich Zur Rose nahezu halbiert haben. Grund hierfür waren unter anderem enttäuschende Geschäftszahlen beider Unternehmen./bek/la/men