Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zalando-Aktionäre sollen auf der Hauptversammlung des DAX-Konzerns am 18. Mai unter anderem den Vergütungsbericht für das abgelaufene Geschäftsjahr billigen, nach dem der ehemalige Co-CEO Rubin Ritter insgesamt rund 89 Millionen Euro erhalten hat. Damit ist Ritter voraussichtlich der absolute Spitzenverdiener auch unter den weiter amtierenden DAX-Chefs.

Dem Geschäftsbericht zufolge entfiel bei Ritter in seinem letzten Jahr als Co-CEO bei Zalando der größte Vergütungsanteil auf ausgeübte Aktienoptionen für die Jahre 2011 bis 2013 - also noch vor dem Börsengang 2014 des Berliner Online-Marktplatzes für Mode, der seit September 2021 im DAX notiert ist.

Danach übte Ritter Optionen im Wert von 42,5 Millionen Euro noch vor seinem Rücktritt zum 1. Juni 2021 aus, bis Ende Dezember dann weitere im Wert von 46,6 Millionen Euro. Sein Festgehalt für das Gesamtjahr von rund 44.500 Euro (37.983 Euro bis 1. Juni, 6.530 Euro für die Zeit bis Jahresende) macht 0,0005 Prozent der Gesamtvergütung aus.


   Mitgründer ebenfalls durch Aktienoptionen Großverdiener 

Auch die Co-CEOs und Zalando-Gründer, Robert Gentz und David Schneider, kamen durch das Ausüben von Aktienoptionen für denselben Zeitraum auf je 45,5 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte Ritter durch das Ausüben von Aktienoptionen für das Jahr 2013 eine noch höhere Vergütung von 53,3 Millionen Euro eingefahren, die beiden Co-CEOs kamen auf je 40,5 Millionen Euro aus dem Programm.

Ritter hatte im Dezember 2020 angekündigt, sich nach dem Ende der Hauptversammlung 2021 bei Zalando zurückzuziehen, um mehr Zeit für die Familie zu haben und seiner Frau die berufliche Weiterentwicklung zu ermöglichen. Sein Vertrag hatte zum Zeitpunkt der Ankündigung noch eine Laufzeit bis November 2023. Seinem LinkedIn-Profil zufolge ist er seit Juni in Elternzeit und "self-employed". Per Ende 2021 waren für das Jahr 2013 noch 407.475 Aktienoptionen zu einem Preis von 1,00 je Aktie für Ritter ausübbar.


   Erfüllung durch bedingtes Kapital - "keine Zahlungsmittel entnommen" 

Zalando ist an der Börse derzeit 12,3 Milliarden Euro wert. Zalando warb in der Einladung zur Hauptversammlung um die Zustimmung der Aktionäre zum Vergütungsbericht. Die Optionen an die drei Co-CEOs seien für die Jahre 2011 bis 2017 gewährt worden, als sich der Konzern in einem "frühen Entwicklungsstadium" befunden habe. Die Ausübungen im Rahmen des Optionsprogramm 2013 seien durch bedingtes Kapital erfüllt worden, so dass dem Unternehmen "keine Zahlungsmittel entnommen" würden.

Im vergangenen Jahr hat die Zalando-Hauptversammlung ein neues Vergütungssystem abgesegnet, das seit 1. Juni 2021 für die Zalando-CEOs eine Maximalvergütung von 15,75 Millionen Euro, für die übrigen Vorstände von 10,5 Millionen Euro pro Jahr vorsieht, und zwar "unabhängig davon, ob die Auszahlung im Geschäftsjahr oder zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt".

Vergütungsvereinbarungen für bestehende, vor 2021 abgeschlossene Dienstverträge behielten demzufolge ihre Gültigkeit. Das Vergütungssystem für Gentz, Schneider und Ritter sei "vom Aufsichtsrat und der Hauptversammlung im Mai 2018 genehmigt" worden, betont Zalando in der Einladung zur Hauptversammlung.

Das neue Vergütungssystem wurde trotz der Obergrenze von mehreren Aktionären und Aktionärsvertretern kritisiert. Laut Geschäftsbericht will der Zalando-Aufsichtsrat "das Feedback der Aktionär*innen bei künftigen Verbesserungen des Vergütungssystems berücksichtigen".


   Hohe Summen auch bei Teamviewer und Delivery Hero 

Technologie-Unternehmen haben die Vorstandsvergütungen bei den DAX-Unternehmen dank der Aktienoptionen auf neue Höhen getrieben. Der MDAX- und TecDAX-Konzern Teamviewer zahlt CEO Oliver Steil für 2021 eine Gesamtvergütung von rund 22,1 Millionen Euro. Gegenüber dem Jahr zuvor mit 72,9 Millionen Euro war dies indes ein massiver Rückgang; damals war er mit weitem Abstand auch vor allen DAX-Vorstandschefs Bestverdiener. Für 2021 toppte dies Ritter bei seinem Abschied von Zalando deutlich.

CEO Niklas Östberg des Lieferdienstes Delivery Hero, eines anderen Tech-Konzerns im DAX, gehörte 2020 zu den Top-Verdienern. Er erhielt eine Gesamtvergütung von 45,7 Millionen Euro, davon entfielen 45,4 Millionen Euro auf Aktienoptionen. Delivery Hero wird den Vergütungsbericht für 2021 voraussichtlich am 28. April mit dem Geschäftsbericht veröffentlichen.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/smh

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April 08, 2022 10:01 ET (14:01 GMT)