Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Zalando dürfte im ersten Quartal für einen Online-Marktplatz geradezu anämisches Wachstum beim Bruttowarenwert GMV und Umsatz hingelegt haben, operativ wird maximal mit einem kleinen EBIT-Gewinn gerechnet, nach roten Zahlen im Vorjahresquartal. Die Prognose für das Gesamtjahr wird voraussichtlich bestätigt.

Der Online-Modehändler hatte im März angekündigt, an seiner Margenverbesserung zu arbeiten und seine Wachstumsziele nach hinten verschoben. Angesichts branchenweit hoher Lagerbestände und inflationsbedingt gesunkener Kaufkraft bei den Kunden ist Margenverbesserung eine Herausforderung. Seit Februar laufen Gespräche zu einem Stellenabbauprogramm mit dem Betriebsrat, kommuniziert wurde bisher, dass "mehrere hundert Positionen" vor allem in Berlin abgebaut werden sollen.

Zalando wird die Ergebnisse für das erste Quartal voraussichtlich am Donnerstag, den 4. Mai, vorbörslich veröffentlichen. Was für Anleger wichtig wird:


MARGENVERBESSERUNG - Die EBIT-Marge dürfte sich im Quartal verbessert haben. Die große Frage ist jedoch, ob der im Februar angekündigte Stellenabbau in den Augen des Managements ausreicht oder ob nach einer genaueren Betrachtung nun doch Stellenstreichungen im größeren Ausmaß notwendig sein könnten, um die gewünschte Verbesserung bei der bereinigten EBIT-Marge zu erreichen. Bisher betrifft der Abbau den Firmensitz in Berlin, an dem 8.000 Menschen arbeiten. Insgesamt beschäftigt Zalando rund 17.000 Menschen. Möglicherweise gibt es Ideen für weitere Effizienz- und Sparanstrengungen in anderen Bereichen - bereits angekündigt wurde eine Öffnung der Logistikinfrastruktur auch für Marken auf anderen Plattformen und Online-Shops.


ZAHLT ZALANDO IRGENDWANN EINMAL DIVIDENDEN? - Investitionen in Technologie sind weiterhin und stetig notwendig, aber Online-Marktplätze stehen als ehemalige Startups inzwischen unter Druck, Profite - und auch Dividenden - zu erwirtschaften. Zalando hat vor einiger Zeit verkündet, Dividenden seien langfristig kein Thema, möglicherweise ändert sich diese Sicht gerade - oder wenigstens mittelfristig.


ZIELE - Die Ziele für das laufende Jahr - GMV-Plus bei maximal 7 Prozent, Umsatzentwicklung zwischen minus 1 und plus 4 Prozent, bereinigtes EBIT bei 280 bis 350 Millionen Euro - sollten erreichbar sein. Zalando hat sich beim Mittelfristziel eines Bruttowarenwerts von 30 Milliarden Euro nun mehr Zeit gegeben, das Ziel gilt weiterhin, aber nicht bereits für 2025, sondern langfristig. Mittelfristig will Zalando auch wieder prozentual zweistellige Wachstumsraten hinlegen. Bei der bereinigten EBIT-Marge soll sich der DAX-Konzern hingegen nun bis 2025 dem oberen Ende der Spanne 3 bis 6 Prozent zumindest "nähern".

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2023:


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.                     PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL            1Q23  ggVj  Zahl    1Q22 
GMV                  3.301*  +4%     2   3.183 
Umsatz               2.240   +2%     4   2.205 
EBIT bereinigt         1,1           2     -52 
EBIT-Marge bereinigt   0,0                -2,3 
 
.                     PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR            Gj23  ggVj  Zahl    Gj22 
GMV                 15.496*  +5%     2  14.798 
Umsatz              10.663   +3%    26  10.345 
EBIT bereinigt         316  +71%    17     185 
EBIT-Marge bereinigt   3,0                 1,8 
Ergebnis nach Steuern  133 +691%    17      17 
Ergebnis je Aktie     0,52 +420%    19    0,10 
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ERLÄUTERUNGEN:

- GMV = Bruttowarenwert (gross merchandise value)

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro, Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von S&P Global Intelligence und Factset*.

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/smh

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May 03, 2023 09:00 ET (13:00 GMT)