Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Zalando hat Ende Juni den Markt damit aufgeschreckt, dass die Prognose für das Gesamtjahr drastisch gesenkt wurde. Die jüngste Warnung von Walmart, dass die Konsumenten auf Preissteigerungen mit Kaufzurückhaltung reagieren, versetzte der Aktie einen weiteren Stoß. Bekannt ist bereits, dass der Online-Modehändler im zweiten Quartal zwar einen Gewinn erwirtschaftet hat, die Zahlen insgesamt aber "deutlich" unter den vorherigen Analystenschätzungen liegen. Zalando hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt. Mit Spannung wird erwartet, ob weitere Maßnahmen oder Prognosekürzungen erforderlich sind.

Die Ergebnisse für das Quartal wird die Zalando SE voraussichtlich am Donnerstag, 4. August vorbörslich veröffentlichen. Was für Anleger wichtig wird:


QUARTAL: Wie schlecht war Zalandos zweites Quartal? Einer Factset-Prognose zufolge rechnen Analysten im Schnitt mit einem Rückgang beim bereinigten operativen Gewinn (EBIT) um 55 Prozent, einer entsprechenden Verschlechterung der EBIT-Marge sowie einem Rückgang beim Gewinn je Aktie um satte 85 Prozent. Vor der Prognosesenkung lautete die vom Unternehmen erhobene Konsensschätzung auf ein Wachstum des Bruttowarenvolumens (GMV) von 5,0 Prozent, Umsatzwachstum von 1,5 Prozent und ein bereinigtes EBIT von 104 Millionen Euro.


GESAMTJAHR: Das Ausmaß der Prognosekürzung hat den Kapitalmarkt überrascht. Noch Anfang Mai, mit den Erstquartalszahlen, hielt Zalando bei GMV, Umsatz und EBIT das untere Ende der Prognose für erreichbar. Sieben Wochen später liest sich das ziemlich krass: GMV-Wachstum nun zwischen 3 und 7 Prozent anstatt am unteren Ende von 16 bis 23 Prozent. Umsatzanstieg: keiner oder maximal 3 Prozent anstatt 12 bis 19 Prozent. Bereinigtes EBIT: 180 bis 260 Millionen Euro anstatt 430 bis 510 Millionen.


GEGENMASSNAHMEN: Zalando rechnet damit, dass Zurückhaltung und Preisbewusstsein der europäischen Verbraucher in seinem Geschäft mit Online-Mode und -Kosmetik weiterhin Dellen hinterlassen werden. Als Gegenmaßnahmen wurden bisher unter anderem angekündigt: Anpassung des Angebots an die veränderte Kundennachfrage und Kostensenkungen. Die Investitionen in Marketing werden zurückgefahren, die Investitionen in die bessere Auslastung der Logistikinfrastruktur angepasst, der Mindestbestellwert nun auf alle 25 Märkte ausgeweitet. Investoren werden genau wissen wollen, inwiefern diese Maßnahmen ausreichen, um die Kehrtwende in einem Rezessionsszenario zu erreichen.


ZIELE 2025: Spannend wird auch, ob Zalando infolge des aktuell stotternden Motors das Erreichen von Mittel- und Langfristzielen mit Fragezeichen versieht. Bis 2025 will der Konzern einen Bruttowarenwert/GMV von mehr als 30 Milliarden Euro erreichen und einen Umsatz von 20 Milliarden Euro. Auf dem Weg dahin sollen nach derzeitiger Planung zwischen dem laufenden Jahr und 2025 der GMV im Schnitt um 20 bis 25 Prozent pro Jahr wachsen (CAGR) und die bereinigte EBIT-Marge sich von 3 auf 6 Prozent verbessern.

Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum zweiten Quartal und Gesamtjahr 2022:


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.                      PROG  PROG  PROG 
2. QUARTAL**           2Q22  ggVj  Zahl   2Q21 
Umsatz                2.697   -1%     6  2.733 
GMV*                  3.873   +2%     4  3.788 
EBIT bereinigt           82  -55%     7    184 
EBIT-Marge bereinigt    3,0    --    --    6,7 
Ergebnis nach Steuern    25  -80%     2    120 
Ergebnis je Aktie      0,07  -85%     3   0,46 
 
.                      PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR**           Gj22  ggVj  Zahl   Gj21 
Umsatz               10.502   +1%    23 10.354 
GMV*                 15.045   +5%     6 14.348 
EBIT bereinigt          209  -55%    15    468 
EBIT-Marge bereinigt    2,0    --    --    4,5 
Ergebnis nach Steuern    63  -73%    22    235 
Ergebnis je Aktie      0,22  -76%    17   0,91 
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ERLÄUTERUNGEN:

-* Bruttowarenvolumen

-** Das Unternehmen hat am 23. Juni seine Prognose für das Geschäftsjahr angesichts eines schwachen zweiten Quartals gesenkt.

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro, Marge in Prozent

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/smh

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August 03, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)