Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--Der Russland-Ukraine-Krieg sowie globale Lieferkettenprobleme dürften bei Zalando im ersten Quartal deutliche Spuren hinterlassen haben. Auch könnte hinter der Jahresprognose ein Fragezeichen stehen, diese berücksichtigt keine möglichen Belastungen für das eigene Geschäft durch den Krieg in der Ukraine. Insgesamt stehen die Online-Lieferkonzerne vielfach unter Druck. Zum einen entfällt der pandemie-getriggerte Rückenwind durch Lockdowns, zum anderen sitzt wegen vielfältiger Preissteigerungen das Geld nicht mehr so locker - nun besonders in Osteuropa. Der Online-Modemarktplatz dürfte mit Rabattaktionen gelockt haben, was wiederum auf die Margen drückt. Zudem kann es durch lokale Covid-19-Ausbrüche besonders in Asien zu Produktionsunterbrechungen kommen. Die strategischen Herausforderungen dürften noch eine Weile anhalten, nach Meinung mancher Analysten mindestens bis zum Ende des Sommers.

Die Zalando SE veröffentlicht voraussichtlich die Ergebnisse für das erste Quartal am Donnerstag, den 5. Mai, vorbörslich. Was für Anleger wichtig wird:


QUARTAL: Operativ einen Verlust, unter dem Strich einen marginalen Gewinn und Umsatzrückgänge erwarten die Analysten im Factset-Konsens. Der einzige Lichtblick ist der kleine Anstieg beim Bruttowarenwert (GMV), der für Online-Marktplätze wichtigsten Kenngröße, die auch die Plattform-Nutzungsgebühren einschließt. Die Analysten von Warburg rechnen im Auftaktquartal beim Berliner DAX-Konzern mit dem schwächsten Umsatzwachstum im Gesamtjahr, auch aufgrund einer hohen Vergleichsbasis zum Vorjahresquartal, in dem das Wachstum 56 Prozent betrug. Der EBIT-Verlust spiegele laut Deutscher Bank den andauernden Druck auf die Bruttomarge sowie die Investitionen in das Geschäft wieder. Er erschwere aber das Erreichen der Jahresprognose. Es bleibe viel zu tun. Außerdem könnten die Rücksendequoten sich erhöht haben, weil Kunden wieder mehr anlassbezogene Artikel anstatt bedarfsorientierte Waren bestellen.


GESAMTJAHR: Spannend, ob sich Zalando eine Bestätigung der Jahresprognose zutraut und die hohen geplanten Investitionen beibehalten will. Die beiden Co-CEOs Robert Gentz und David Schneider hatten Anfang März angegeben, fünf Tage nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine, dass die Prognose keine möglichen Belastungen für das eigene Geschäft durch den Krieg in der Ukraine berücksichtigt. Dazu dürfte nun angesichts sich weiter verschärfender internationaler Sanktionen etwas mehr Klarheit herrschen. Derzeit rechnet Zalando mit einem bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 430 bis 510 Millionen Euro. Der Markt glaubt laut Konsensprognose derzeit, dass das Ziel verfehlt wird. Der GMV soll um 16 bis 23 Prozent auf 16,6 bis 17,6 Milliarden Euro klettern, der Umsatz um 12 bis 19 Prozent auf 11,6 bis 12,3 Milliarden Euro. Investieren will der Konzern bisher im laufenden Jahr 400 bis 500 Millionen Euro. Diese sollen in die Erweiterung des Logistik-Netzwerks gehen, das bis 2023 um 4 Logistikzentren erweitert werden soll. Damit soll die Basis für die Ziele 2025 bereitet werden, wenn der Konzern einen GMV von mehr als 30 Milliarden Euro und einen Umsatz von etwa 20 Milliarden Euro erzielen will.


Nachfolgend eine Auswertung der Prognosen von Analysten zum ersten Quartal und für das Gesamtjahr 2022:


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.                       PROG  PROG  PROG 
1. QUARTAL              1Q22  ggVj  Zahl    1Q21 
Umsatz                 2.194   -2%     4   2.238 
GMV*                   3.194   +1%     4   3.154 
EBIT bereinigt           -52           5      93 
Ergebnis nach Steuern    1,6  -95%     2      35 
Ergebnis je Aktie       0,01  -93%     2    0,14 
 
.                       PROG  PROG  PROG 
GESAMTJAHR              Gj22  ggVj  Zahl    Gj21 
Umsatz                11.714  +13%    15  10.354 
GMV*                  16.868  +18%     2  14.348 
EBIT bereinigt           422  -10%    10     468 
Ergebnis nach Steuern    210  -11%    13     235 
Ergebnis je Aktie       0,79  -13%    10    0,91 
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ERLÄUTERUNGEN:

-* Bruttowarenvolumen

- alle Angaben in den Tabellen in Millionen Euro, Ausnahme Ergebnis je Aktie in Euro

- Bilanzierung nach IFRS

- Quellen: Angaben des Unternehmens. Prognosen von Factset

- ggVj = Veränderung in Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum

- das Geschäftsjahr entspricht dem Kalenderjahr

- alle Angaben ohne Gewähr

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

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May 04, 2022 23:45 ET (03:45 GMT)