Burgdorf (awp) - Ypsomed wird nur noch rund ein Jahr lang die Insulinpumpe OmniPod für das US-Unternehmen Insulet vertreiben. Damit bricht ein grosses Geschäft der Schweizer Medtechfirma weg. Mittelfristig will Ypsomed eine eigene schlauchlose Insulinpumpe an den Markt bringen. An der Börse kommt es allerdings zu einem Kurseinbruch.

Seit 2010 ist Ypsomed exklusiver Distributor für die Insulinpumpe OmniPod von Insulet ausserhalb den USA. Allerdings konnten sich beide Parteien nicht auf eine Verlängerung des Distributionsvertrags einigen. Die Preisforderungen hätten eine wirtschaftliche Weiterführung des Geschäfts unmöglich gemacht, hiess es am Freitag bei Ypsomed.

Das US-Unternehmen verstehe den europäischen Markt nicht, sagte CEO Simon Michel an einer Telefonkonferenz vor Analysten und Medien. Die Preisvorstellungen seien "naiv" gewesen. Man habe daher am Donnerstag das letzte Angebot für eine Verlängerung abgelehnt.

Der Distributionsvertrag endet somit per Mitte 2018, danach übernimmt Insulet das OmniPod-Geschäft weltweit. Wie der Übergabeprozess abläuft, werde aktuell noch zwischen beiden Parteien ausgearbeitet, hiess es.

GUIDANCE UNVERÄNDERT

Für das laufende Geschäftsjahr 2017/18 (per Ende März) sieht sich Ypsomed weiter auf Kurs, und die Guidance gilt unverändert: Das Unternehmen rechnet nach wie vor mit einer Umsatzsteigerung von rund 15% und auf Stufe EBIT mit einem "gleichen oder leicht höheren" Ergebnis.

Ab dem Geschäftsjahr 2018/19 verliere man dann zwar einen grossen Umsatz- und Gewinnanteil im Segment Diabetes Care. Im vergangenen Jahr lieferte der Insulet-Auftrag einen Umsatz von 120 Mio CHF und einen EBIT von 24 Mio - bei einem Gesamt-Umsatz von rund 390 Mio CHF und einem Betriebsgewinn von 55 Mio. Allerdings erhält Ypsomed eine Entschädigung von rund 50 Mio USD von Insulet, also zwei Jahresgewinne.

Zwei Jahre nach Ende des Vertrags mit Insulet will das Unternehmen dann mit einer eigenen schlauchlosen Insulinpumpe an den Markt kommen, wie Michel weiter ausführte. Man wolle weiterhin verschiedene Segmente im Insulinpumpenmarkt ansprechen und mit einer zeitlichen Übergangsphase den Wegfall des OmniPod-Geschäfts "überkompensieren", hiess es.

Dabei wurden die Chancen der Trennung hervor gestrichen: Distributionsverträge schränkten die Handlungsfreiheit erheblich ein. Die Tatsache, dass die Produkte einem selbst gehörten und selbst produziert würden, habe einen positiven Effekt auf die künftigen Margen.

AKTIEN BRECHEN UM 30% EIN

An der Börse reagierten die Aktien nichtsdestotrotz stark negativ. Gegen 16.25 Uhr verlieren sie 29% auf 135,50 CHF. Im Mai hatten die Titel noch ein Allzeithoch bei 227,40 CHF markiert. Bis dahin hatten die Titel seit Ende 2014 (85,85 CHF) einen rasanten Aufstieg hingelegt. Aktuell stehen sie so tief wie zuletzt Anfang 2016.

Unter Analysten kam die Nachricht offenbar sehr überraschend. Sie bedeute grosse Unsicherheit hinsichtlich der zukünftigen Geschäftsentwicklung, und die Aktie habe damit deutlich an Attraktivität verloren, hiess es etwa bei der ZKB. Die zuständige Analystin senkte das Rating auf "Marktgewichten" von zuvor "Übergewichten".

Das Management von Ypsomed zeigte sich derweil überrascht von der heftigen Reaktion an der Börse. Die Entscheidung sei eigentlich eine "gute Nachricht", versuchte CEO Simon Michel die News zu relativieren.

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