BRÜSSEL (dpa-AFX) - Der zuständige EU-Kommissar Valdis Dombrovskis hat Konsequenzen auf EU-Ebene aus dem mutmaßlichen Milliardenbetrug beim Dax-Konzern Wirecard gefordert. Mängel vor allem in der Finanzaufsicht müssten aufgehoben werden, sagte Dombrovskis am Mittwoch im Plenum des Europaparlaments. Die EU-Kommission halte es für wichtig, ein EU-weites Regelbuch einzuführen, so der Kommissionsvize. Es müsse strengere Regeln für immer komplexer werdende Systeme geben. Die Kommission werde dazu bis Ende des Jahres einen Vorschlag vorlegen, so Dombrovskis.

Auch Abgeordnete des Europaparlaments forderten während der Debatte stärkere EU-Finanzaufsichtsmittel. Der Grünen-EU-Politiker Sven Giegold betonte, dass große Europäische Akteure auch unter eine gemeinsame Aufsicht kommen müssten. Mit Wirecard sei ein großes Unternehmen entstanden, das von Deutschland aber nicht ordentlich beaufsichtigt worden sei, sagte Giegold im Plenum.

Der Linken-Abgeordnete Martin Schirdewan forderte eine Stärkung der EU-Finanzbehörden und eine Änderung der Wirtschaftsprüfungsrichtlinie. "Wir haben aber bisher nicht genau aufgearbeitet, was bei Wirecard wann falsch gelaufen ist. Es ist daher nicht klar, dass eine stärkere europäische Aufsicht überhaupt einen Unterschied gemacht hätte", erklärte der CSU-Politiker Markus Ferber.

Der deutsche Europa-Staatsminister Michael Roth (SPD) betonte im Plenum, dass vor dem Beschluss von Maßnahmen die Situation genau analysiert werden müsse. Dazu solle der Bericht der europäischen Finanzaufsicht Esma abgewartet werden, so Roth.

Der inzwischen insolvente Zahlungsdienstleister Wirecard hatte im Sommer Luftbuchungen von 1,9 Milliarden Euro eingeräumt. Die Münchner Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Wirecard seit 2015 Scheingewinne auswies. Mehr als drei Milliarden Euro könnten verloren sein. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) und eine private Wirtschaftsprüfungsgesellschaft stehen in dem Fall in der Kritik./ari/DP/fba