Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Bundesanstalt für Finanzaufsicht (Bafin) hat vor dem Hintergrund eines Berichts der Financial Times (FT) zum Umgang der Bafin mit Wirecard betont, dass die Herkunft von Akteuren keinen Einfluss auf die Tätigkeit der Behörde habe. "Kultureller Hintergrund oder Staatsangehörigkeit haben keinerlei Relevanz bei Untersuchungen oder Anzeigen der Bafin", erklärt eine Sprecherin auf Nachfrage.

Die FT hatte aus einem Memo der Bafin an das Finanzministerium aus dem Jahr 2016 zitiert. Darin hieß es unter anderem, zahlreiche verdächtige Marktteilnehmer erzielten im Handel mit Wirecard-Aktien erstaunliche Gewinne. "Es ist auffällig, dass die verdächtigen Personen (bei denen es sich neben natürlichen Personen auch um anglo-amerikanische Hedgefonds handelt) einen homogenen kulturellen Hintergrund zu haben scheinen - hauptsächlich israelische und britische Staatsbürger."

Die FT zitiert den "grünen" Bundestagsabgeordneten Danyal Bayaz mit der Aussage, diese Aussage zeige, dass es bei der Bafin eine tief verwurzelte "Belagerungsmentalität" und eine Ablehnung anglo-amerikanischer Kapitalmarktstrukturen gebe.

Die Bafin-Sprecherin räumte ein, dass die verwendeten Formulierungen "unglücklich" und "leicht fehlinterpretierbar" seien. "Gemeint waren tatsächlich Gemeinsamkeiten, die ein Zusammenwirken der Verdächtigen nahelegten", erläuterte sie.

Hinweise dazu seien unter anderem durch Verdachtsanzeigen von Instituten gegenüber einer anderen europäischen Aufsichtsbehörde gekommen. Die darin von den Instituten identifizierten auffälligen Handelsteilnehmer hätten sich beispielsweise durch geographische Nähe ausgezeichnet, ähnliche E-Mail-Adressen verwendet und dieselbe IT-Infrastruktur genutzt. Zudem seien sie in ähnlichem Alter und zuvor nicht in Wirecard investiert gewesen.

Wirecard war im vergangenen Jahr zusammengebrochen, nachdem Wirtschaftsprüfer herausgefunden hatten, dass ein beträchtlicher Teil der in der Bilanz aufgeführten Geldbestände nicht existierte. Hinweise auf Unregelmäßigkeiten hatte die Bafin schon früh erhalten (unter anderen durch die FT), sie war ihnen aber nicht entschlossen nachgegangen. Stattdessen hatte sie ein Leerverkaufsverbot für Wirecard-Aktien verhängt und Strafanzeige gegen FT-Journalisten gestellt.

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DJG/hab/smh

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January 07, 2021 08:04 ET (13:04 GMT)