Hedgefonds habe ihre Wetten auf fallende Wirecard-Aktien in den vergangenen Tagen deutlich erhöht.

Die Netto-Leeverkaufspositionen liegen inzwischen bei mehr als zehn Prozent, wie am Donnerstag aus Daten des Bundesanzeigers hervorging. Allein auf den US-Hedgefonds TCI mit seinem prominenten Manager Chris Hohn entfällt eine Position von über 1,5 Prozent. Hohn hatte bereits Ende April aufgestockt, als der Zahlungsabwickler den Sonderbericht der KPMG-Bilanzprüfer vorstellte. Andere Fonds wie Coatue Management und Greenvale Capital bauten ihre Anteile erst in den vergangenen Tagen aus.

Mit Leerverkäufen wetten Anleger auf fallende Kurse. Dabei verkaufen sie Wertpapiere, die sie sich zuvor gegen eine Gebühr leihen. Sinkt der Preis bis zum Rückgabe-Datum, können sie sich am Markt billiger mit den Titeln eindecken und streichen die Differenz ein. Steigt der Kurs dagegen, droht den Leerverkäufern Verlust.

Wirecard ist schon seit längerem Spielball von Spekulanten. Die Aktien hatten teilweise eine im Dax bislang nie dagewesene Berg- und Talfahrt hingelegt. Die Wertpapieraufsicht der BaFin hatte deshalb Anfang 2019 in einem ungewöhnlichen Schritt zeitweise ein Verbot für diese sogenannten Leerverkäufe verhängt. Die Fonds waren auf den Plan gekommen, nachdem die "Financial Times" und andere Medien mehrfach über gefälschte Bilanzen bei Wirecard-Töchtern im Ausland berichtet hatten. KPMG konnte die Vorwürfe nach einer mehrmonatigen Prüfung nicht entkräften, wie aus dem Ende April vorgelegten Abschlussbericht hervorging. Seither hat der Druck auf Wirecard an der Börse wieder zugenommen. TCI-Chef Hohn und die Fondsgesellschaft Deka, die zu den Großaktionären von Wirecard gehört, fordern einen Rücktritt von Wirecard-Chef Markus Braun.

Bislang scheint die Wette der Leerverkäufer aufzugehen. Vor der Veröffentlichung des KPMG-Berichts notierte die Wirecard-Aktie noch bei mehr als 130 Euro, danach brach sie ein. Allein am Donnerstag verlor sie drei Prozent auf 83 Euro.