Wien (Reuters) - Der weltgrößte Ziegelhersteller Wienerberger macht sich trotz des erwarteten Rückgangs im Wohnungsneubau und dem rasanten Anstieg der Kosten kaum Sorgen. "Ich bin zuversichtlich, wir sind gut aufgestellt", sagte Vorstandschef Heimo Scheuch am Donnerstag. Die höheren Rohstoff- und Energiekosten habe man an die Kunden weitergeben können. Im Gegensatz zu anderen wären die Preiserhöhungen bei Wienerberger nicht "astronomisch hoch". Wienerberger arbeite seit Jahren daran, den Energie- und Rohstoffverbrauch zu senken, und setze auf innovative Produkte und Lösungen. "Wir haben hier viel Geld investiert, das hilft uns jetzt in dem Umfeld", sagte Scheuch. Zudem treibe der Konzern den Umstieg auf erneuerbare Energien voran.

Für den weiteren Geschäftsverlauf erwartet der Konzernchef anhaltend hohe Energiepreise sowie steigende Personalkosten, während sich die Lage bei Rohmaterialpreisen vereinzelt entspanne. Wienerberger ist der weltweit größte Ziegelproduzent für Ein- und Zweifamilienhäuser sowie europäischer Marktführer bei Tondachziegeln. Neben Ziegeln für Wand, Fassade und Dach stellt der Konzern auch Rohrsysteme aus Kunststoff und Keramik her sowie Flächenbefestigungen aus Beton und Ton.

STARKER RÜCKGANG IM NEUBAUGESCHÄFT

Im laufenden Jahr rechnet der Wienerberger-Chef mit einem Rückgang im Neubaugeschäft von zehn bis zwölf Prozent. Grund dafür seien die Auswirkungen des Ukraine-Krieges und die stark gestiegen Zinsen. Viele Länder Osteuropas haben aufgrund der hohen Inflation stark an der Zinsschraube gedreht. "Das spürt man in der Bauwirtschaft", so Scheuch. Seiner Ansicht nach wird sich der Rückgang im Wohnungsneubau im kommenden Jahr quer über alle Märkte auf 15 Prozent ausweiten. Vor allem in Westeuropa und Nordamerika sei mit einer Abschwächung zu rechnen, während sich der Rückgang in Osteuropa abschwächen sollte.

Auch am Heimatmarkt Österreich erwartet Scheuch im Neubau ein Minus im höheren einstelligen Bereich. Hier würden sich auch die schärferen Vergaberegeln bei Immobilienkrediten auswirken. "Der höhere Eigenkapitalanteil von bis zu 40 Prozent und die gestiegenen Zinsen hemmen die Leistbarkeit und Finanzierbarkeit im Wohnungsneubau". 2023 sieht Scheuch als Übergangsjahr, weil viele Projekte abgearbeitet würden. Wegen der gestiegenen Baukosten und den höheren Zinsen werde derzeit vieles auf die lange Bank geschoben.

In den ersten neun Monaten stieg das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 64 Prozent auf 835 Millionen Euro, der Umsatz kletterte um ein Drittel auf 3,85 Milliarden Euro. Die Ziele für das Gesamtjahr schraubte Wienerberger nach oben: Das Ebitda werde nun zwischen 950 bis 970 Millionen Euro erwartet. Bisher wurden über 900 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich; redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)