Düsseldorf (Reuters) - Der geschäftsführende Gesellschafter des Fleischkonzerns Tönnies, Clemens Tönnies, pocht angesichts von Berichten über einen möglichen Verkauf auf den Führungsanspruch der Familie.

Die Tönnies-Gruppe wachse, investiere und "geht in die nächste Generation", heißt es in einem Schreiben von Tönnies und seinem Sohn Maximilian an die Belegschaft, das der Nachrichtenagentur Reuters am Freitag vorlag. "Der Erfolg der vergangenen Jahrzehnte lässt uns nicht müde werden, weiterzumachen und in die nächste Generation zu starten", unterstreichen Clemens und Maximilian Tönnies in der Mitteilung: "Mit Maximilian ist die nächste Generation aktiv im Management, unser internationaler Expansionskurs geht Schritt für Schritt voran". Sie seien "bereit für die Zukunft im Unternehmen."

Tönnies reagierte damit auf einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg, wonach die Tönnies-Eigner einen Verkauf ihres Schlacht-Imperiums prüften. Der Konzern könnte dabei mit rund vier Milliarden Euro bewertet werden. Gespräche mit möglichen Bietern könnten in den nächsten Wochen beginnen. Unter anderem würden die Konkurrenten Tyson Foods, JBS SA und die chinesische WH Group als Interessenten angesehen. Tönnies erklärte dazu, "interessierte Gruppen" streuten Verkaufsgerüchte. Marktgerüchte kommentiere Tönnies aber nicht. Vielmehr sei es der Konzern, der seine Märkte aktiv gestalte, aktuell stark in Deutschland und international investiere und auf Expansion dränge: "Diesen Kurs wollen wir mit Euch gemeinsam fortsetzen."

Tönnies, der mit weitem Abstand größte deutsche Schlachtbetrieb, hatte mit über 16.000 Mitarbeitern im Jahr 2019 eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von 7,3 Milliarden Euro eingefahren. Er feiert in diesen Tagen 50jähriges Jubiläum. Im Kerngeschäft befasst sich das 1971 gegründete und durch zahlreiche Zukäufe auch international gewachsene Unternehmen mit der Schlachtung, Zerlegung sowie Verarbeitung von Schweinen und Rindern. Tönnies ist unter anderem auch in China aktiv.

Der Konzern mit Sitz in Rheda-Wiedenbrück in Nordrhein-Westfalen war nach einem Corona-Ausbruch im Stammwerk im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten. Über 1500 Mitarbeiter hatten sich mit dem Virus infiziert, das Werk wurde vorübergehend geschlossen. In der Politik hatte es immer wieder Kritik an den Arbeitsbedingungen bei Tönnies gegeben.

Clemens Tönnies, geschäftsführender Gesellschafter des Konzerns, war daraufhin Ende Juni 2020 von seinem Posten als Aufsichtsratschef des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zurückgetreten. "Meine Hauptaufgabe ist es, mich aktuell voll und ganz auf mein Unternehmen zu konzentrieren, es erfolgreich durch die schwerste Krise seiner Geschichte zu führen", begründete Tönnies damals in einem Brief an den Verein den Schritt.

Zwischen Hauptaktionär Robert Tönnies und seinem Onkel Clemens Tönnies hatte es in der Vergangenheit immer wieder Streit gegeben. Unter anderem appellierte ein Konzernsprecher an Robert, "sich in der Tradition der Familie Tönnies der Sache des Unternehmens zu widmen". Clemens Tönnies, der im Mai 65 Jahre alt wird, kontrolliert etwa 45 Prozent der Anteile, bei Robert Tönnies liegen rund 50 Prozent. Im Konzern arbeitet auch Maximilian Tönnies, Sohn von Clemens Tönnies, der ebenfalls Gesellschafter ist und rund fünf Prozent der Anteile kontrolliert. Er war unter anderem mit der Expansion des Unternehmens im Markt für vegetarische Lebensmittel betraut worden. Tönnies ist dort unter anderem mit den Marken "Vevia" und "Gutfried veggie" vertreten.