Von Jacky Wong

NEW YORK (Dow Jones)--Friss oder stirb: Im Chipmarkt zählt nur Größe, das treibt das Übernahmefieber an.

Die Speicherchiphersteller Micron und Western Digital gehen beide mit dem Gedanken schwanger, den japanischen Rivalen Kioxia zu kaufen, der laut Informanten auf eine Bewertung von 30 Milliarden US-Dollar kommen könnte. Kioxia, früher bekannt als Toshiba Memory, ist der zweitgrößte Hersteller von so genannten NAND-Flashspeichern.

Eine Konsolidierung der kapitalintensiven Branche ist unausweichlich. Die Investitionen im Speicherchipgeschäft summierten sich vergangenes Jahr auf 39,3 Milliarden Dollar, das ist mehr als ein Drittel der Ausgaben der gesamten Halbleiterbranche. Diese enormen Summen müssen wieder einespielt werden, und da hilft es, mit größeren Volumina die Stückkosten zu senken. Weniger Wettbewerb stützt zudem die Preise und hilft dabei, beim Investieren diszipliniert zu bleiben.

Der Markt für DRAM-Speicherchips hat es vorgemacht. Hier teilen sich Samsung Electronics, SK Hynix und Micron fast den gesamten Markt.

SK Hynix hatte im Oktober für 9 Milliarden Dollar das NAND-Speichergeschäft von Intel erworben und damit die Übernahmewelle in der Branche ausgelöst. SK Hynix wird damit der zweitgrößte Anbieter bei NAND-Chips mit einem Marktanteil von 21 Prozent. Nun müssen Western Digital oder Micron nachziehen, um ebenfalls Größenvorteile nutzen zu können.

Die Angebote für Kioxia sind dabei zu gut, um sie ablehnen zu können. Das japanische Unternehmen war im September mit einem Börsengang in Tokio und einer Bewertung von 16 Milliarden Dollar gescheitert. Das Unternehmen machte die Pandemie und die Volatilität an der Börse dafür verantwortlich, aber wahrscheinlich hatten die Investoren abgewinkt, weil die Bewertung als zu hoch angesehen wurde.

Seitdem hat sich die Marktstimmung verbessert: Aktien von Micron und SK Hynix haben beide mehr als 60 Prozent zugelegt. Kioxia wäre als Teil eines Konkurrenten wahrscheinlich viel mehr wert, als wenn es versuchen würde, wieder als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu gehen. Western Digital, das ein Joint Venture mit Kioxia hat, sieht wie ein natürlicher Käufer aus. Aber Micron, größer und finanziell solider, könnte möglicherweise ein besseres Angebot abgeben.

Der Marktwert von Micron ist fünfmal so hoch wie der von Western Digital, und das Unternehmen verfügt über Nettobarmittel und generiert einen höheren operativen Cashflow. Käme ein Deal zustande, würde derjenige, der Kioxia nicht kauft, der kleinste Anbieter im Markt sein, eine äußerst unangenehme Position. Dass es aber tatsächlich zu einem Übernahmewettkampf kommt, kann nicht garantiert werden.

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April 01, 2021 07:43 ET (11:43 GMT)