Nach einer außergewöhnlichen Wachstumsphase kamen zuletzt Zweifel auf, ob die britische Einzelhandelskette, die unter anderem die Marken Rolex, Omega, Cartier, Tag Heuer, Patek Philippe, Audemars Piguet und Breitling vertreibt, nicht einen Sättigungspunkt erreicht habe, von dem aus eine erneute Belebung schwierig werden dürfte.

Zwei Entwicklungen hatten das Bild zuletzt deutlich eingetrübt: Zuerst das Platzen der Preisblase bei Luxusuhren, die durch eine regelrechte spekulative Manie angeheizt worden war. Dann die Entscheidung von Rolex, den Schweizer Wettbewerber Bucherer zu übernehmen – ein direkter Konkurrent von Watches of Switzerland.

Diese Nachricht sorgte für kalten Schweiß bei Investoren – nicht ohne Grund: Mehr als die Hälfte des Umsatzes von Watches of Switzerland entfällt auf Rolex. Sollte der Uhrenhersteller, der seine Produktion ohnehin streng kontrolliert, künftig auch die Vertriebskanäle unter seine direkte Kontrolle bringen, könnte das britische Unternehmen erheblich unter Druck geraten.

Dieses Damoklesschwert schwebt weiterhin über dem Unternehmen – auch wenn der Konzern beteuert, man pflege nach wie vor eine enge und produktive Partnerschaft mit Rolex. Die laufenden Großprojekte – etwa die Eröffnung des Flagship-Stores in der Bond Street in London oder die Umgestaltung zahlreicher Filialen in den USA – deuten auf eine gewisse Stabilität in der Beziehung hin.

Der Expansionskurs in den USA verlief methodisch: 2018 entfielen rund 20 % des Umsatzes auf den amerikanischen Markt, heute sind es über 50 %. Der jüngste Zuwachs von 14 % im nordamerikanischen Markt kompensiert damit weitgehend die Stagnation in Europa und Großbritannien.

Mit den Übernahmen der Schmuckmarke Roberto Coin sowie der Uhrenplattform Hodinkee verzeichnet Watches of Switzerland über die vergangenen zwölf Monate hinweg ein Umsatzwachstum von 7 %. Dennoch dürften diese Zahlen nur bedingt die Skepsis in Bezug auf das organische Wachstum zerstreuen – zumal der freie Cashflow kein weiteres Wachstum zeigt.

Die gute Nachricht: Der Markt für Luxusuhren bleibt stabil – sowohl im Hochpreissegment als auch im oberen Premiumbereich, also bei Modellen über 3.000 Schweizer Franken. Auch wenn die spekulative Euphorie der vergangenen Jahre abgeflaut ist, sorgt diese Widerstandsfähigkeit für ein solides Umsatzvolumen bei den wenigen exklusiven Vertriebspartnern der Branche.

Mit einer Bewertung von weniger als dem Zehnfachen des freien Cashflows und einem im Vergleich zu 2020 verdoppelten Umsatz könnte Watches of Switzerland für Freunde hochwertiger Zeitmesser eine interessante Möglichkeit bieten, auf den Sektor zu setzen.