Von Dan Gallagher

NEW YORK (Dow Jones)--Disney muss jetzt den schwierigen Spagat schaffen, die Menschen zu Hause zu unterhalten und sie gleichzeitig wieder nach draußen zu locken. Der Unterhaltungsriese hat im vergangenen Geschäftsquartal bewiesen, dass er beides kann.

Disneys Ergebnisse für das dritte Quartal zeigten sowohl eine Beschleunigung des Wachstums im wichtigen Streaming-Geschäft als auch einen starken Erholungstrend bei den Vergnügungsparks. Der erste Berichtszeitraum, der die vollständige Schließung des vergangenen Jahres widerspiegelt, ermöglicht einen einfachen Vergleich. Die kombinierten Einnahmen für die inländischen und internationalen Vergnügungsparks kletterten im Vergleich zum Vorjahr um 867 Prozent auf fast 3,2 Milliarden US-Dollar. Damit wurden auch die Prognosen der Wall Street übertroffen, wobei es eine zusätzliche Überraschung war, dass die US-Parks zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie einen kleinen Gewinn erzielten. In diesen Zeitraum fiel auch die Wiedereröffnung des Disneyland Resorts in Südkalifornien.


 
Geschäft mit Vergnügungsparks erholt sich 
 

Erste Anzeichen für eine Erholung der Parks waren im vergangenen Bericht des Unternehmens vor drei Monaten zu erkennen. Jenes damalige Zahlenwerk enthielt jedoch auch enttäuschende Zahlen für das von den Anlegern hoch eingestufte Streaming-Geschäft. Das jüngste Quartal zeigt hier jetzt eine deutliche Verbesserung, es gab etwa 12,4 Millionen zahlenden Abonnenten für Disney+, verglichen mit 8,7 Millionen im Vorquartal. Der Aktienkurs von Disney legte daher nach den Ergebnissen um mehr als 5 Prozent zu, nachdem er seit dem vergangenen Bericht im Mai unverändert geblieben war.

Das Unternehmen steht noch immer vor zahlreichen Herausforderungen. Das Wiederaufleben der Covid-19-Fälle aus der Delta-Variante setzt ein Fragezeichen hinter die anhaltende Erholung von Geschäftsfeldern wie den Parks, Kinos und Kreuzfahrtlinien. Die Einnahmen aus den Disney-Vergnügungsparks liegen immer noch um mehr als 40 Prozent unter dem Niveau vor der Pandemie. Laut CEO Bob Chapek rangieren aber die aktuellen Reservierungen für die Parks über dem Niveau des vergangenen Quartals, was darauf hindeutet, dass die Nachfrage nicht nachgelassen hat.


 
Kinos bleiben Sorgenkinder 
 

Weniger optimistisch äußerte sich Chapek zu den Kinos. Disney hatte sich bei einer Handvoll von Titeln, zu denen auch "Black Widow" gehört, für eine hybride Strategie mit paralleler Kino- und Streaming-Veröffentlichung entschlossen. Nunmehr hat sich das Unternehmen jedoch verpflichtet, seine nächsten beiden großen Filme ausschließlich in die Kinos zu bringen. Dazu gehören "Free Guy" und Marvels "Shang-Chi and the Legend of the Ten Rings". Chapek merkt an, dass das Unternehmen bei seiner Entscheidung für diese Titel nicht mit dem Wiederaufleben des Virus gerechnet hatte, "das einen so großen Einfluss auf den Markt haben würde".

Ein lahm gelegter Kinomarkt wird Disney wahrscheinlich dazu bringen, in naher Zukunft mehr Inhalte auf Streaming zu übertragen, auch wenn das Unternehmen mit "Black Widow"-Star Scarlett Johansson über genau dieses Thema streitet. Die Investoren werden einen solchen Schritt wahrscheinlich ohnehin belohnen, solange diejenigen, die zu Hause bleiben, um Disney+ zu sehen, auch ab und zu einen Besuch in einem Vergnügungspark einschieben.

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August 13, 2021 02:54 ET (06:54 GMT)