München (Reuters) - Beim Münchner Spezialchemie-Konzern Wacker Chemie brummt das Geschäft trotz hoher Energiekosten und Preiserhöhungen.

Das Familienunternehmen hob seine Umsatz- und Gewinnprognosen für das laufende Jahr am Donnerstag deutlich an. Der Umsatz soll nun auf 8,0 bis 8,5 (Vorjahr: 6,2) Milliarden Euro steigen; im Mai hatte Wacker die Erwartung bereits um 500 Millionen auf 7,5 Milliarden Euro erhöht. Auch beim Gewinn traut sich Wacker nun mehr zu: Das operative Ergebnis (Ebitda) soll auf 1,8 bis 2,3 (1,54) Milliarden Euro klettern, obwohl Wacker für die steigenden Rohstoff- und Energiepreise inzwischen 1,5 Milliarden Euro Mehrkosten einplant - noch einmal 400 Millionen mehr als bisher. Zuletzt hatte der Konzern einen Ebitda-Rückgang auf 1,2 bis 1,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt.

Vorstandschef Christian Hartel macht sich aber Sorgen wegen der weiter steigenden Preise. "Dazu kommen Unsicherheiten bezüglich der künftigen Versorgung mit Erdgas. Gegenwärtig hat das noch keine Auswirkung auf unsere Produktion. Wir arbeiten aber schon seit Februar an Lösungen für unterschiedliche Szenarien", sagte Hartel. Vor allem die Produktion von Silizium und Silikonen ist sehr energieintensiv. Wenn das Gas ausbleibe, drohten Einschränkungen. Vorsichtshalber habe Wacker deshalb das untere Ende der Gewinnprognose 200 bis 250 Millionen Euro tiefer angesetzt.

Bisher gelingt es Wacker, die Kostensteigerungen auf die Kunden abzuwälzen. "Die positive Entwicklung der Verkaufspreise und die hohe Nachfrage, die wir derzeit in unseren Abnehmerindustrien sehen, lassen uns trotz der gegenwärtigen Unsicherheiten zuversichtlich in die zweite Jahreshälfte blicken", sagte Hartel. Im zweiten Quartal schnellte der Umsatz um 45 Prozent auf ein Rekordniveau von 2,17 Milliarden Euro, das Ebitda hat sich auf 626 Millionen Euro fast verdoppelt. Den größten Umsatzsprung verzeichnete das Geschäft mit Polysilizium für die Chip- und Solarindustrie, wo der Umsatz um mehr als zwei Drittel stieg. Den größten Anteil am operativen Gewinn hatte von April bis Juni aber die Silikon-Sparte, die vor allem die Bauindustrie beliefert und ihr Ebitda mehr als verdoppelte.

(Bericht von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)