MÜNCHEN (dpa-AFX) - Wacker Chemie-Konzernchef Rudolf Staudigl gibt den Staffelstab im kommenden Jahr ab und zeigt sich mit Blick auf die künftige Entwicklung des Unternehmens optimistisch. Der Manager soll nach der Hauptversammlung im Mai in den Ruhestand gehen, wie das MDax-Unternehmen am Mittwochabend in München mitteilte. Nachfolgen soll ihm Vorstandsmitglied Christian Hartel. Anleger zeigten sich am Donnerstag zunächst wenig begeistert: Kurz nach Handelsbeginn lag die Wacker-Chemie-Aktie nach dem jüngsten Höhenflug rund 2,5 Prozent im Minus.

Der neue Wacker-Chef könnte viel Gestaltungsspielraum bekommen: Neben einem abgeschlossenen Liefervertrag mit dem Tübinger Corona-Impfstoff-Entwickler Curevac winken Wacker Chemie durch den geplanten Verkauf des 31-Prozent-Anteils am Waferhersteller Siltronic hohe Einnahmen. Wacker will seine Anteile an Siltronic an den taiwanischen Konkurrenten Global Wafers veräußern.

Noch-Chef Staudigl erklärte im "Handelsblatt" (Donnerstag), dass er die erhofften 1,2 Milliarden Euro aus dem Siltronic-Verkauf unter anderem in einen Konzernumbau stecken will. So wolle er "mehr Verantwortung in die Regionen verlagern". Doch mit der Ankündigung großer Zukäufe hielt sich Staudigl zurück: "Es wäre falsch, eine Übernahme nur deswegen anzupeilen, weil man Geld hat". Ansonsten gab sich der Konzernchef entspannt und sprach von einer Erholung in allen drei Sparten, "wir haben im Herbst Projekte freigegeben, bei denen wir im zweiten Quartal noch vorsichtig waren".

Auch Analyst Markus Mayer von der Baader Bank sieht die Aussichten optimistisch. Neben der hohen Nachfrage für die Impfstoff-Produktion werde aus seiner Sicht kurzfristig vor allem die Polysilizium-Sparte von einer Nachfrage-Erholung im Markt für Solaranlagen profitieren. Neben politischen Anstrengungen zur Förderung der Erneuerbaren Energien helfe Wacker Chemie hierbei auch ein Technologiewechsel. Die Entscheidung für Hartel als Nachfolger sichere zudem die langfristige Kontinuität in der Führung. Mit einem Kursziel von 130 Euro gibt Mayer eine klare Kaufempfehlung.

Das operative Kerngeschäft läuft zudem stabil, mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von 470 Millionen Euro in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres ist Wacker Chemie verhältnismäßig gut durch die Corona-Krise gekommen. Der Rückgang beläuft sich dennoch im Vergleich zum Vorjahr auf satte 25 Prozent, jedoch läuft bereits seit einiger Zeit ein Sparprogramm. Dies soll die Kosten ab Ende 2022 um 250 Millionen Euro senken.

Zeitgleich zum Wechsel an der Spitze soll außerdem Angela Wörl als Arbeitsdirektorin in den Konzernvorstand aufrücken. Wörl leitet gegenwärtig den Zentralbereich Personal./ssc/eas/jha/