FRANKFURT (dpa-AFX) - Die endgültigen Bilanzen des Spezialchemiekonzerns Wacker Chemie und seiner Tochter Siltronic haben ihren Aktionären am Dienstag Licht und Schatten geboten. Während bei der Mutter vor allem der Ausblick und die Dividende enttäuschte, punktete Siltronic nebst starker Entwicklung im vergangenen Jahr mit erfreulichen Aussichten. Siltronic-Anteile legten bis zum späten Vormittag um knapp 1,5 Prozent zu, während die im MDax gelisteten Anteile der Mutter mit rund 1 Prozent zu den größten Index-Verlierern gehörten - zeitweise waren sie mehr als 4,5 Prozent abgerutscht.

Wacker Chemie hatte im vergangenen wegen höherer Abschreibungen nach der Fertigstellung eines milliardenschweren Werkes im US-Bundesstaat Tennessee einen Gewinnknick hinnehmen müssen. Die Zahlen zum vierten Quartal hätten indes nicht mehr überrascht, da sie mit den vorab veröffentlichten Eckdaten übereinstimmten, schrieb Analyst Markus Mayer von der Baader Bank. Dagegen sei die mit 2 Euro stabile Dividende enttäuschend ausgefallen. Einige Analysten hatten zum Teil mehr als 3 Euro erwartet.

Und während sich der Spezialchemiekonzern erwartungsgemäß optimistisch zum ersten Quartal geäußert habe, habe der Ausblick für das Gesamtjahr wie der Dividendenvorschlag enttäuscht, so der Experte. Die 2017er-Ziele lägen deutlich unter den Konsenserwartungen: Wacker stellte ein Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozent-Bereich in Aussicht. Das operative Ergebnis soll ohne Berücksichtigung von Sondererträgen auf dem Niveau des Vorjahres liegen. Der Markt habe hingegen einen deutlichen Anstieg erwartet, kommentierte ein Händler.

Peter Spengler von der DZ Bank räumte zwar ein, dass der Ausblick wie in den Vorjahren konservativ ausgefallen sei - allerdings hält er es für möglich, dass auch er selbst dem Konzern bisher zu viel zugetraut hat und seine Prognosen für das Gesamtjahr zu hoch sein könnten. Er monierte zudem die uneinheitliche Lage des Konzerns im Chemiegeschäft. Während für den Silicones-Bereich leichte Verbesserungen gegenüber dem Vorjahr erwartet würden, dürften die beiden anderen Bereiche etwas darunter bleiben.

Spengler sprach zwar von einem guten Jahresstart für Wacker Chemie, der aber vor allem auf das Konto der Tochter Siltronic gehe. Das Unternehmen, das Wafer für Computerchips herstellt, hatte im vergangenen Jahr die roten Zahlen hinter sich gelassen und profitiert derzeit von der stark anziehenden Nachfrage nach Wafern. Für 2017 stellten die Münchener daher einen weiteren Gewinnsprung in Aussicht und bekräftigten ihr Ziel, beim Umsatz mindestens die Schwelle von einer Milliarde erreichen zu wollen.

Die Wacker-Chemie-Aktie ist bereits seit der Vorlage der 2016er-Eckdaten im Februar im Rückwärtsgang. Davor war sie allerdings monatelang gut gelaufen. Das seit Mitte 2015 börsennotierte Siltronic-Papier wiederum hat neben der Erholung des Halbleiter-Marktes stark von Übernahmespekulationen profitiert - der Preis hat sich seit seinem Tief im Februar vergangenen Jahres verfünffacht. Vor kurzem hatte Wacker-Finanzchef Tobias Ohler in einem Interview mit dpa-AFX allerdings erklärt, der Konzern spüre keinen Handlungsdruck für einen Siltronic-Verkauf./tav/ag/zb

Unternehmen im Artikel: Wacker Chemie AG, Siltronic AG