Die US-Wirtschaft wächst zwar in absoluten Zahlen kräftig, doch die Erwartungen werden deutlich verfehlt. Für die Fehleinschätzung der Volkswirte zeichnen sich deutlich rückläufige Bauinvestitionen verantwortlich. Dahinter verbirgt sich die Knappheit an Material wie etwa Bauholz. Der Mangel an Vorprodukten dämpft also nicht nur in Europa die wirtschaftliche Erholung, sondern auch in den USA. Inzwischen kann der private Konsum die Vorgaben erfüllen: Die breitflächigen Öffnungen und die staatlichen Hilfszahlungen ebneten hierbei den Weg für fortgesetzt hohe Wachstumsraten. Die Corona-Scharte ist trotz der enttäuschenden Wachstumszahl jetzt ausgewetzt, das BIP liegt jetzt über dem Vorkrisenniveau.

Es ist nun davon auszugehen, dass wenn Material wieder in ausreichendem Masse vorliegt, es im Bausektor zu kräftigen Nachholeffekten kommt. Die Sommersaison beschert darüber hinaus auch den US-Gastwirten und Hotels gute Umsätze. Deshalb ist davon auszugehen, dass das Wachstum im dritten Quartal sogar über demjenigen des zweiten Quartals liegen wird. Ursprünglich war davon auszugehen, dass die Wachstumsraten im zweiten Quartal das Hoch durchschritten haben.

Die mittelfristige Wachstumsentwicklung hängt im Wesentlichen davon ab, in welchem Umfang und in welcher Geschwindigkeit die US-Konjunkturprogramme den Kongress verlassen. Für das Infrastrukturprogramm von rund einer Billion US-Dollar stehen die Ampeln auf grün. Den Senat hat das Paket auch mit republikanischer Unterstützung bereits passiert. Das Repräsentantenhaus wird ebenfalls zustimmen. Doch bis das staatliche Geld für Strassen- und Brückenbauten, Flughäfen und Internet tatsächlich in der Realwirtschaft ankommt, wird noch Zeit vergehen. Das noch deutlich voluminösere Paket über 3.5 Billionen US-Dollar, das unter anderem eine bessere Gesundheitsvorsorge und mehr Leistungen für Familien vorsieht, hätte einen wesentlichen direkteren Einfluss auf die Wachstumsentwicklung. Noch hat dieses Paket den Weg durch den Kongress aber nicht angetreten.

Werden sämtliche Infrastrukturprogramme verabschiedet, würden die Wachstumsraten mittelfristig auf überdurchschnittlichem Niveau bleiben. Dies bekräftigt dann aber einmal mehr, dass die US-Notenbank ihren Teil der Hilfen zurückfahren kann - und muss.

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