Vor vier Wochen begann der russische Angriff auf die Ukraine. Seither ist der Einkaufsmanagerindex der erste bedeutende Konjunkturfrühindikator, der auf einer Unternehmensbefragung beruht, daher wurde er mit besonderer Spannung erwartet. Die Kurzversion des Kommentars lautet: Es hätte durchaus schlimmer kommen können. Gegenwärtig bleiben die Unternehmen gelassen.

Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe fällt zwar im März, doch in Anbetracht der Gemengelage muss man sich über den moderaten Rückgang fast schon verwundert die Augen reiben. Die Unternehmen werden derzeit von allen erdenklichen Seiten in die Zange genommen.

Da sind zunächst die massiv gestiegenen Energiepreise zu nennen. Die hohen Öl- und Gaspreise drücken derzeit so manches Unternehmen gegen die Wand. Hinzu kommen eine weitere Verschärfung der Lieferkettenproblematik und damit verbundenen Produktionsausfällen. In Europa fehlen etwa die zuvor in der Ukraine gefertigten Kabelbäume für die Autoindustrie. Auch die Belieferung mit Vorprodukten aus China stockt weiterhin.

Gleichzeitig legen die Notenbanken den geldpolitischen Schalter um. Wer als Unternehmen derzeit eine längerfristige Finanzierung benötigt, bezahlt einen verglichen mit den Vorjahren merklich höheren Zins. Das gute Auftragspolster der Unternehmen dürfte aber über die aktuellen Schwierigkeiten hinwegsehen lassen.

Der Dienstleistungssektor freut sich über die Corona-Lockerungen. Deshalb fällt der Rückgang des PMI für den Dienstleistungssektor - trotz der hohen Energiepreise - moderat aus. Restaurants und Hotels blicken auf höhere Besucherzahlen. Auch der Tourismussektor setzt auf steigende Buchungen.

Die während der Corona-Pandemie gebildeten Ersparnisse der privaten Haushalte kompensieren - zumindest teilweise - die gestiegenen Energieausgaben. Ob dies allerdings so bleibt, ist fraglich. Die Konsumenten werden wohl nicht umhin kommen, an der ein oder anderen Stelle den Gürtel enger zu schnallen. Dies würde dann zu negativen Rückkoppelungen bei Dienstleistungen führen .

Akute Konjunkturnöte lassen sich für das zweite Quartal aus dem Einkaufsmanagerindex nicht ablesen. Je länger die Energiepreise allerdings auf den hohen Niveaus bleiben, desto mehr wird die Wirtschaft ins Stocken geraten.

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VP Bank AG published this content on 24 March 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 24 March 2022 09:47:00 UTC.