Die robusten Einkaufsmanagerindizes stehen im krassen Widerspruch zu anderen Konjunkturfrühindikatoren wie etwa dem ifo-Geschäftsklimaindex für die deutsche Wirtschaft. Während gemäss dem Einkaufsmanagerindex die konjunkturellen Schäden des Krieges und der aktuellen Lieferkettenproblematik halb so wild sind, signalisiert der ifo-Geschäftsklimaindex ernsthafte Rezessionsrisiken.

Die Begründung für den Unterschied liegt in der Konstruktion der Indizes. Längere Lieferzeiten, normalerweise ein gutes Konjunktursignal, fliessen positiv in die Berechnung des Einkaufsmanagerindex ein. Aktuell sind lange Lieferzeiten aber Ausdruck unterbrochener Lieferketten und belasten die weitere wirtschaftliche Entwicklung. Die nicht zu vernachlässigenden Rezessionsrisiken werden vom Einkaufsmanagerindex derzeit nicht widergespiegelt.

Die Industrie kann derzeit weiterhin von guten Auftragseingängen profitieren. Aufgrund der stark steigenden Produzentenpreise platzieren viele Betriebe noch schnell Bestellungen bei ihren Lieferanten, ehe es zu weiteren Preisanhebungen kommt. Es werden also klassische Inflationsphänomene sichtbar.

Dies heizt aber den Teuerungsdruck weiter an. Solange die Lieferkettenschwierigkeiten anhalten, sind die guten Auftragsbücher blanke Theorie. Das hat bereits das Jahr 2021 gezeigt. Trotz voller Auftragsbücher kam die Industrieproduktion im vergangenen Jahr nur schleppend voran.

Die Stimmung im Dienstleistungssektor legt im April zu. Die Aufhebung von Corona-Restriktionen entfalten ihre wohltuende Wirkung. Das soziale Leben kehrt zum Normalzustand zurück und schiebt die Umsätze in Restaurants, Kinos und Einkaufsläden an. Doch vermutlich handelt es sich dabei lediglich um einen temporären Effekt.

Die gestiegenen Lebenshaltungskosten belasten zunehmend das Budget vieler Privathaushalte. Die während der Pandemie gebildeten Ersparnisse müssen in höheren Masse für höhere Energiekosten und Lebensmittelpreise herhalten. Ob die gute Stimmung im Dienstleistungssektor anhält, bleibt daher fraglich.

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