Die gestrige Veröffentlichung des Einkaufsmanagerindex liess vorderhand noch hoffen, dass die deutsche Wirtschaft die wirtschaftlichen Folgen des Krieges bislang einigermassen gut wegstecken kann. Der ifo-Geschäftsklimaindex belehrt uns jedoch heute eines Besseren. Die Botschaft des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers ist eindeutig: Die deutsche Wirtschaft rutscht mit hoher Wahrscheinlichkeit in die Rezession. Die massiv gefallenen Einschätzungen der Unternehmen zum weiteren Geschäftsverlauf legen einen Rückgang des Bruttoinlandsproduktes nahe. Der Index für die Geschäftserwartungen fällt massiv von 98.4 auf 85.1. Das ist der stärkste Einbruch seit Ausbruch der Corona-Pandemie.

Die explodierenden Energiekosten, die an Schärfte gewonnene Lieferkettenproblematik und die immer noch nicht verdauten wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie weisen die deutsche Wirtschaft in die Schranken.

Der Teilindex des Konjunkturbarometers für das verarbeitende Gewerbe befindet sich im freien Fall. Die deutsche Industrie wird zurzeit mehrfach in die Zange genommen. Da sind zum einen die hohen Energiekosten, die so manches Unternehmen gegen die Wand drücken. Anderseits hat sich die Lieferkettenproblematik mit dem Kriegsausbruch in der Ukraine nochmals verschärft. Es fehlt an Kabelbäumen für die Automobilindustrie, die Ukraine ist dabei ein zentraler Produktionsstandort. In China sorgt die Corona-Pandemie einmal mehr für Lieferunterbrechungen. Kein Wunder, dass sich gerade die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe so massiv eintrübt.

Der Dienstleistungssektor kann sich zunächst über die Lockerungen der Corona-Beschränkungen freuen. Doch am Horizont zieht aufgrund der deutlich gestiegenen Energiekosten Ungemach auf. Der Griff zum Treibstoffzapfhahn wird für viele Haushalte zur merklich finanziellen Mehrbelastung. Auch die gestiegenen Strom- und Gasabschläge schmälern das noch verbleibende Konsumbudget. Es muss also an anderer Stelle gespart werden. Zum Leidtragenden könnte erneut der Dienstleistungssektor werden. Vor allem bei Freizeitaktivitäten lässt sich schnell und einfach der Rotstift ansetzen, der Tourismussektor könnte dies noch zu spüren bekommen. Das Entlastungspaket der Ampel-Koalition mildert zwar ein wenig den Schmerz des Energiepreisanstieges, doch die geplanten Massnahmen reichen bei weitem nicht aus, um die gestiegenen Kosten zu kompensieren.

Die Hoffnung auf eine konjunkturelle Erholung schwindet in Anbetracht des Krieges in der Ukraine. Die deutsche Wirtschaft wird in die Rezession rutschen.

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VP Bank AG published this content on 25 March 2022 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 25 March 2022 09:45:04 UTC.