MANNHEIM (awp international) - Die Konjunkturerwartungen deutscher Finanzexperten haben sich im Januar überraschend deutlich aufgehellt. Das Stimmungsbarometer des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW stieg gegenüber dem Vormonat um 6,8 Punkte auf 61,8 Zähler, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mitteilte. Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet, allerdings nur auf im Schnitt 59,4 Punkte.

"Trotz der Unsicherheit über den weiteren Verlauf des Lockdowns hat sich der Konjunkturausblick für die deutsche Wirtschaft leicht verbessert", kommentiert ZEW-Präsident Achim Wambach. "Die Ergebnisse der Januarumfrage des ZEW-Finanzmarkttests zeigen, dass vor allem die Exporterwartungen deutlich gestiegen sind."

Bankökonomen zeigten sich zuversichtlich, auch wenn die Bundesregierung und die Regierungen der Bundesländer sich an diesem Dienstag auf eine Verschärfung des Lockdowns einigen dürften. "Die Konjunkturaussichten dürften aufgrund einer Verlängerung des Lockdowns auch keinen weiteren deutlichen Schaden nehmen", erwartet Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Solange die Industrie von Eindämmungsmassnahmen verschont bleibe, gebe es keinen Grund, die Erwartungen für den weiteren konjunkturellen Verlauf zu senken. "Dass der Lockdown enden würde, war ohnehin nicht zu erwarten", sagte Gitzel.

Die aktuelle Konjunkturlage wird insgesamt sehr viel negativer bewertet als die Erwartungen, auch wenn der Wert sich minimal verbessert hat. Der entsprechende Indikator stieg um 0,1 Zähler auf minus 66,4 Punkte. Die Beurteilungen der aktuellen Lage dürfte durch die anhaltenden Corona-Beschränkungen gedämpft werden.

In der Eurozone verbesserten sich die Konjunkturerwartungen um 3,9 Punkte auf 58,3 Punkte. Die Lagebeurteilung trübte sich aber ein. Sie verschlechterte sich um 3,2 Punkte auf minus 78,9 Punkte.

Die Finanzmärkte reagierten kaum auf die Daten. Der Euro weitete seine Gewinne ein wenig aus und stieg auf ein Tageshoch von 1,2131 Dollar. /jsl/bgf/mis