Es ist ein guter Start ins Jahr 2022 für die deutsche Industrie: Die Auftragseingänge knüpfen nahtlos an die guten Vorgaben der letzten beiden Monate des Vorjahres an. Es ist der dritte Anstieg in Folge. Seit Mai 2020 wird die deutsche Industrie regelrecht mit Aufträgen überschwemmt. Der Investitionsbedarf ist rings um den Globus gross. Auch die privaten Haushalte konnten während der Pandemie Geld auf die hohe Kante legen. Das Budget für grössere Anschaffungen war jedenfalls bis zum jüngsten Energiepreisanstieg vorhanden.

Die Folgen des Krieges in der Ukraine haben für die deutsche Industrie unterschiedliche Auswirkungen. Auf der einen Seite mag das wegbrechende Russlandgeschäft für einzelne Unternehmen gravierende Folgen haben, aus gesamtwirtschaftlicher Sicht spielt dies jedoch eine nachgelagerte Rolle. Schwerwiegender ist der Energiepreisanstieg, der die Furcht vor einer Rezession nährt und auf die Investitionslaune der Unternehmen drückt. Darüber hinaus stellt sich natürlich die grundsätzliche Frage, inwieweit die höheren Energiekosten vollständig auf die Produkte umgewälzt werden können? All dies könnte zu einer Belastung für die Auftragseingänge werden.

Auf der anderen Seite soll die Energiewende beschleunigt werden, um die Abhängigkeit von russischen Energieimporten zu reduzieren. Der Bau von Windrädern kommt den deutschen Maschinen- und Anlagebauern zugute. Aber auch das von der deutschen Regierung geplante Sondervermögen über 100 Mrd. EUR für die Bundeswehr dient nicht nur der nationalen Sicherheit, sondern ist gleichzeitig auch ein grosses Konjunkturprogramm. Europa droht ein Rückfall in Zeiten des Kalten Krieges. Das wird immer mehr zur traurigen Gewissheit. Doch aus wirtschaftlicher Sicht ist, gilt: Steigende Rüstungsausgaben haben für die maschinenbaulastige deutsche Industrie schon seit jeher eine positive Wirkung erzielt. Der Multiplikatoreffekte sind gewaltig.

Die hohen Energiepreise könnten kurzfristig auf den Auftragseingängen lasten, doch die Energiewende und das höhere Rüstungsbudget werden die deutsche Industrie mittel- bis langfristig auf Trab halten.

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