Die Neubestellungen für die deutsche Industrie legten seit Mai 2020 mit nur wenigen Ausnahmen von Monat zu Monat zu. Der Auftragsbestand liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamt trotz eines kleinen Rückgangs noch immer auf Rekordhöhe. Die deutsche Industrie kann den Auftragsrückgang im Februar also leicht verschmerzen.

Gut gefüllte Auftragsbücher sind ohnehin kein Garant für eine entsprechend gut laufende konjunkturelle Entwicklung: Solange Rohstoffe und Vorprodukte fehlen, wird der Auftragseingang immer mehr zu einer Grösse ohne praktische Relevanz. Die Industrieproduktion war im vergangenen Jahr trotz der guten Auftragslage über weite Strecken ein Trauerspiel. Mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat sich die Situation nochmals verschärft. Es fehlt an den in der Ukraine produzierten Kabelbäumen für die deutsche Automobilwirtschaft. Gleichzeitig stockt der Warenfluss aus Asien aufgrund der dortigen scharfen Lockdowns. Die Industrieproduktion wird deshalb erneut mächtig ins Stocken geraten.

Wir müssen jetzt gerade lernen, dass die deutsche Wirtschaft auch mit proppenvollen Auftragsbüchern in die Rezession rutschen kann. Die Unternehmen schätzen den weiteren Geschäftsverlauf deutlich schlechter ein, das zeigt der ifo-Geschäftsklimaindex. Im gegenwärtigen Umfeld von Krieg, Materialknappheiten und steigenden Zinsen wächst auch das Risiko der Stornierung von Bestellungen.

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft könnten so gut sein: Die vollen Auftragsbücher und Nachholeffekte nach der Corona-Pandemie könnten der deutschen Konjunktur Flügel verleihen. Der Krieg in der Ukraine in Kombination mit den Lieferkettenproblemen haben dem jedoch einen Strich durch die Rechnung gemacht.

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