(Neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs, Analysten)

BOCHUM (dpa-AFX) - Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia bekommt die Mietpreisbremse zu spüren. Die marktbedingte Steigerung der Vonovia-Mieten liege mit 0,8 Prozent um ein Drittel unter den Vorjahreswerten, sagte Vorstandschef Rolf Buch am Mittwoch bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das dritte Quartal. "Die Maßnahmen der Politik zur Senkung der Mietanstiege wirken offensichtlich", betonte Buch. Bei der Mieterhöhung durch Modernisierungen betrug das Plus allerdings 2,2 Prozent.

Nach der 2015 eingeführten Mietpreisbremse darf der Vermieter höchstens die ortsübliche Vergleichsmiete plus zehn Prozent verlangen. Zuletzt verlängerte die Politik den Betrachtungszeitraum für die ortsübliche Vergleichsmiete und damit auch für die Mietspiegel von 4 auf 6 Jahre. Damit entfalte die Mietpreisbremse besonders bei den Bestandsmieten "jetzt erst ihre volle Wirkung", sagte Buch. Die monatliche Miete in Deutschland lag bei Vonovia den Angaben zufolge Ende September durchschnittlich bei 6,91 Euro je Quadratmeter.

Insgesamt nahm Vonovia in den ersten neun Monaten des Jahres gut 1,7 Milliarden Euro an Mieten ein, knapp zwölf Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Hier habe sich vor allem die Übernahme des schwedischen Immobilienunternehmens Hembla niedergeschlagen. In Deutschland besitzt Vonovia rund 356 000 Wohnungen, weitere etwa 60 000 Wohnungen sind es in Schweden und Österreich. Die Aktie legte im Nachmittagshandel 2,6 Prozent zu.

Die Geschäfte des Dax-Konzerns laufen weiter gut. "Corona und der neue Teil-Lockdown werden keine wesentlichen Auswirkungen auf unser Geschäft haben", sagte Buch. Bei einer Leerstandsquote von 2,6 Prozent seien die Vonovia-Wohnungen nahezu vollständig vermietet. Das werde wegen der unverändert hohen Nachfrage auch so bleiben.

Beim Jahresziel für den operativen Gewinn (FFO) will Vonovia das obere Ende der prognostizierten Spanne von 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro erreichen. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren, die für 2020 eine Dividende von 1,69 Euro je Aktie bekommen sollen. Das wären 12 Cent mehr als ein Jahr zuvor. 2021 will der Konzern noch mehr verdienen, das operative Ergebnis soll um 11 Prozent zulegen.

Laut Analyst Thomas Neuhold vom Analysehaus Kepler Cheuvreux sind die Jahresziele des Immobilienkonzerns für 2021 etwas besser als von ihm erwartet ausgefallen. Das dritte Quartal bewege sich hingegen im Großen und Ganzen im Rahmen der Erwartungen. Analyst Thomas Rothäusler vom Analysehaus Jefferies bezeichnete neben den Gewinnausblick auch den Nettovermögenswert als stark. Die Leerstände befänden sich auf einem rekordniedrigen Niveau und der Immobilienkonzern trotze der Virus-Krise weiter in erheblichem Maße.

Keine großen Auswirkungen werde der Berliner Mietendeckel auf die Vonovia-Zahlen haben. "Auf zwölf Monate gerechnet kostet uns der Mietendeckel 10 Millionen Euro", sagte Buch. Bei zwei Dritteln der gut 42 000 Wohnungen in Berlin müsse Vonovia die Mieten gar nicht senken, weil diese unterhalb der Obergrenzen lägen. Berlin bleibe für Vonovia ein wichtiger Markt, dort investiere man stark in den Neubau von Wohnungen./hff/mne/jha/