BOCHUM (awp international) - Die Geschäfte für Deutschlands grössten Immobilienkonzern Vonovia laufen dank Auslandszukäufen und steigender Mieten in Grossstädten weiter gut. Beim Jahresziel für den operativen Gewinn (FFO) will der Dax-Konzern das obere Ende der prognostizierten Spanne von 1,275 bis 1,325 Milliarden Euro erreichen, wie Vonovia am Mittwoch bei Vorlage der Neunmonatszahlen in Bochum mitteilte. Davon sollen auch die Aktionäre profitieren, die für 2020 eine Dividende von 1,69 Euro je Aktie bekommen sollen. Das wären 12 Cent mehr als ein Jahr zuvor.

Im kommenden Jahr will das Unternehmen noch mehr verdienen. Das operative Ergebnis (FFO) soll dann auf 1,415 bis 1,465 Milliarden Euro steigen. Das wäre ein Plus von bis zu rund elf Prozent im Vergleich zum erwarteten Ergebnis für 2020. Zudem will Vonovia bis zu 1,6 Milliarden Euro in Modernisierung und Neubau stecken. Die Aktie legte in einem sehr schwachen Gesamtmarkt am Morgen um 0,21 Prozent zu.

"Corona wird uns als Gesellschaft noch lange und intensiv begleiten", sagte Unternehmenschef Rolf Buch. Das Versprechen aus dem Frühjahr gelte nach wie vor: Niemand, der aufgrund von Corona in finanzielle Schwierigkeiten geraten sei, werde seine Wohnung verlieren. Bislang hätten sich aber noch nicht einmal ein Prozent der rund 354 000 Mieter in Deutschland mit der Bitte um Mietstundung gemeldet.

In den ersten neun Monaten summierte sich der operative Gewinn auf gut eine Milliarde Euro, das waren rund neun Prozent mehr als im Vorjahr. Dazu trugen höhere Mieten, der Zukauf der schwedischen Hembla sowie der Neubau bei.

Die Mieteinnahmen stiegen bei einem weiter geringen Leerstand um knapp 12 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Die Miete erhöhte sich im Schnitt auf 7,07 Euro pro Quadratmeter - das waren 5,7 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die monatliche Miete in Deutschland lag den Angaben zufolge Ende September bei 6,91 Euro je Quadratmeter.

Gleichzeitig steckte Vonovia mit rund 1,4 Milliarden Euro etwas mehr in Modernisierung, Neubau und Instandhaltung. Der Verkehrswert des Immobilienportfolios legte etwa dank einer sehr hohen Nachfrage nach Wohnungen um rund 17 Prozent auf rund 56 Milliarden Euro zu. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von knapp 1,9 Milliarden Euro nach 63,4 Millionen im Vorjahr. Im Vorjahr hatten deutlich höhere Abschreibungen und Wertminderungen das Ergebnis belastet.

"Neben der Bewältigung der Corona-Krise ist der Klimawandel aktuell die grösste Herausforderung unserer Zeit", sagte Buch. Durch mehr Energieeffizienz im Gebäudebereich könne Vonovia entscheidend dazu beitragen, die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen. Das Unternehmen sei in der Lage, gesellschaftlich und ökologisch Verantwortung zu übernehmen, weil es ihm wirtschaftlich weiterhin gut gehe. Vonovia hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu haben.

Seit Jahren laufen die Geschäfte für Vonovia dank steigender Mieten in den Grossstädten gut. Dabei profitiert der Vermieter wie andere aus der Branche vor allem von modernisierten Wohnungen. Die Kosten dafür legen die Konzerne teilweise auf die Mieter um, die anschliessend deshalb höhere Mieten zahlen müssen. Zudem setzt Vonovia auf Neubau und die Aufstockung von Gebäuden.

Der Wohnimmobilien-Konzern wächst zugleich auch seit Längerem durch Übernahmen im In- und zuletzt auch im Ausland, etwa von Rivalen wie Gagfah, Süddeutsche Wohnen (Südewo), Franconia und Wiener Conwert. 2018 kamen Buwog aus Österreich und Victoria Park aus Schweden hinzu, 2019 auch der Stockholmer Wohnimmobilienkonzern Hembla AB. Anfang des zweiten Jahresviertels übernahm Vonovia den Projektentwickler Bien-Ries. Zuletzt stieg Vonovia mit einem Anteilskauf am Immobilieninvestor Vesteda Residential Fund in den niederländischen Markt ein. Mittlerweile gehören Vonovia rund 415 000 Wohnungen.

Im Fokus steht aktuell vor allem der Berliner Wohnungsmarkt wegen des Mietendeckels. Mit diesem wurden dort die Mieten für 1,5 Millionen Wohnungen, die vor 2014 gebaut wurden, für fünf Jahre eingefroren. Für Neuvermietungen gelten Obergrenzen. Dies trifft besonders Immobilienkonzerne wie Deutsche Wohnen und Ado Properties, die Immobilien überwiegend in Berlin besitzen. Vonovia gehören in der Hauptstadt etwa 42 000 Wohnungen, das sind etwa zehn Prozent des eigenen Bestands.

Auch sonst weht den grossen Wohnimmobilien-Konzernen in Deutschland ein stärkerer Gegenwind entgegen. Erst jüngst verlängerte der Bundestag angesichts der anhaltenden Knappheit an Wohnungen die Mietpreisbremse um fünf Jahre und verschärfte sie zudem. Künftig können Mieter zu viel gezahlte Miete auch für bis zu zweieinhalb Jahre rückwirkend zurückfordern./mne/eas/jha/