BOCHUM (awp international) - Steigende Mieteinnahmen und der milliardenschwere Conwert-Zukauf haben Deutschlands grösstem Immobilienkonzern Vonovia 2017 einen Gewinnsprung beschert. Zudem profitierte das Unternehmen mit seinen knapp 347 000 Wohnungen von einem hochwertigeren Wohnungsbestand, Dienstleistungen rund um Gebäude und geringeren Finanzierungskosten. Von der Geschäftsentwicklung sollen auch die Aktionäre mit einer höheren Ausschüttung profitieren.

Das operative Ergebnis - gemessen an der für die Branche wichtigen Kenngrösse Funds from Operations I, kurz FFO I - erhöhte sich um gut ein Fünftel auf 920,8 Millionen Euro, wie die im Dax notierte Gesellschaft am Dienstag in Bochum mitteilte. Damit übertraf der Bochumer Immobilienkonzern seine Zielvorgabe hauchdünn. Das Management will die Dividende je Aktie nun wie geplant auf 1,32 Euro anheben, nach 1,12 Euro ein Jahr zuvor.

Die Mieteinnahmen stiegen im vergangenen Jahr um gut 8 Prozent auf 1,67 Milliarden Euro. Die Aufwendungen für die Instandhaltung und Modernisierung kletterten gleichzeitig auf 1,1 Milliarden Euro - das war ein Drittel mehr als 2016. Der Leerstand war weiter gering.

Die Aktie drehte nach frühen Gewinnen ins Minus. Zuletzt verlor der Anteilsschein 0,8 Prozent und war damit Rücklicht im Dax. Der Immobilienkonzern habe solide Kennziffern vorgelegt und den Ausblick bestätigt, schrieb Analyst Kai Klose von der Privatbank Berenberg in einer Studie. Mieteinkommen und Vermögenswerte zeigten eine gute Dynamik. Das vom Dax-Konzern angepeilte Wachstum dürfte erreichbar sein, trotz einer von der neuen Grossen Koalition vorgesehenen strengeren Mietregulierung.

"Wir sind weiter stark unterwegs", sagte Unternehmenschef Rolf Buch während einer Telefonkonferenz. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte das im deutschen Leitindex Dax notierte Unternehmen. Vonovia peilt 2018 einen operativen Gewinn (FFO I) zwischen 960 bis 980 Millionen Euro an. Dabei ist der rund 5,2 Milliarden Euro teure Zukauf der österreichischen Buwog noch nicht berücksichtigt. Die Angebotsfrist für Buwog läuft am 12. März ab. Vonovia will mindestens 50 Prozent plus eine Aktie einsammeln und hat bereits alle kartellrechtlichen Hürden genommen. Die Unternehmen hatten Mitte Dezember den Zusammenschluss angekündigt.

Vonovia will aber nicht nur durch Übernahmen wachsen, sondern in den kommenden Jahren jährlich rund eine Milliarde Euro in Neubau, Dachaufstockungen und Modernisierungen stecken. Jährlich sollen so rund 2000 neue Wohnungen entstehen. Insgesamt kann der Immobilienkonzern laut Unternehmenschef Buch 30 000 Wohnungen auf eigenen Grundstücken bauen.

Während die Geschäfte bei Vonovia vor allem aufgrund der Wohnungsnot in den Metropolen gut laufen, stehen bei dem Immobilienkonzern zwei wichtige personelle Wechsel an. Zum einen wollen die Bochumer den früheren Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen zu seinem neuen Aufsichtsratschef machen. "Wir hätten uns das vor fünf Jahren noch nicht vorstellen können, dass wir einen ehemaligen Chef einer Bank als Aufsichtsrat gewinnen können", sagte Buch.

Fitschen soll das Amt im Anschluss an die Hauptversammlung am 9. Mai übernehmen und damit die Nachfolge von Edgar Ernst antreten, wie Vonovia am Montag in Bochum mitteilte. Ernst hatte den Vorsitz im September 2017 nach dem Rücktritt von Wulf Bernotat für den Zeitraum bis zum nächsten Aktionärstreffen vorübergehend übernommen.

Auch auf Vorstandsebene setzt Vonovia auf eine Ex-Bankerin. Der bisherige Finanzvorstand Stefan Kirsten verlässt das Unternehmen mit Ablauf der Hauptversammlung im Mai. Seine Nachfolge tritt Helene von Roeder an. Die bisherige Deutschland-Chefin der Schweizer Grossbank Credit Suisse wechselt Mitte des Jahres zu Vonovia. Ursprünglich sollte von Roeder nur das Controlling von Gerald Klinck übernehmen, der seinen Abschied bereits 2017 angekündigt hatte. Nun übernimmt sie die beiden jetzigen Vorstandsbereiche Controlling und Finanzierung, die unter ihrer Leitung zusammengeführt werden.

Kirsten hatte Vonovias Finanzen seit 2011 verantwortet und den Konzern in dieser Zeit zunächst 2013 an die Börse und 2015 in den Dax geführt. Der 57-Jährige hatte zuletzt schon angedeutet, sich aus der Unternehmensspitze zurückziehen zu wollen. "Für mich ist es interessant, die nächste Generation heranzuführen", sagte er im Januar in einem Interview mit dem Fachmagazin FINANCE. "Ich will ja bewahren, was ich aufgebaut habe."/mne/tos/fba