Von Ulrike Dauer

FRANKFURT (Dow Jones)--In der Wohnimmobilienbranche macht sich nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts Erleichterung breit, dass der Berliner Mietendeckel unvereinbar mit dem Grundgesetz und deshalb nichtig ist. Das oberste Gericht hat entschieden, dass Bundesländer nicht für Mietpreisregelungen zuständig sind. Vonovias Wohnungsportfolio ist mit 8 Prozent lange nicht so Berlin-lastig wie das von Deutsche Wohnen, und der Bochumer DAX-Konzern hat bereits erklärt, keine Mieten nachfordern zu wollen. Allerdings sind ab jetzt höhere Mietniveaus drin. Die Gerichtsentscheidung dürfte zudem Projektplanung und Bautätigkeit frischen Rückenwind verschaffen - nicht nur in Berlin, sondern bundesweit.

Vonovia wird die Zahlen zum ersten Quartal voraussichtlich am Dienstag, den 4. Mai, vorbörslich veröffentlichen.

Was für Anleger wichtig wird:

QUARTAL: Vonovia dürfte beim Gesamtumsatz im Quartal von moderaten Zuwächsen bei Mieteinnahmen, im Value-Add- sowie Projektentwicklungsgeschäft profitiert haben. Durch die Integration der Zukäufe in Österreich und Schweden in den vergangenen Jahren kann der Konzern nun im margenstarken Service-Geschäft (Handwerker) punkten und Kosten senken. Die Ziele für das Gesamtjahr dürften bestätigt werden. Für den Fall, dass der Mietendeckel kassiert wird, erwartet Vonovia nach der aktuellen Prognose beim organischem Mietwachstum am oberen Rand der Spanne 3,0 bis 3,8 Prozent zu landen.

KONSEQUENZEN AUS DEM MIETENDECKEL-URTEIL: Vonovia hat nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgericht den Mietern zugesagt, dass sie keine Nachzahlungen leisten müssen. Damit verzichtet der Konzern nach eigenen Angaben auf Nachforderungen von bis zu 10 Millionen Euro.

Vonovia wird allerdings einer Investorenpräsentation zufolge die Berliner Mieten zurücksetzen auf das Niveau vor der Mietpreisbremse und auch die Mietsenkung von November 2020 zurücknehmen. In den Fällen, in denen der Mietspiegel von 2019 Mieterhöhungen erlaube, werde Vonovia im Rahmen dessen Mieten erhöhen und alle Mieter über ihr neues Mietniveau informieren.

Zudem will Vonovia, da nach der Gerichtsentscheidung nun Klarheit herrscht, die Investitionen in das Portfolio wieder ankurbeln. Dies betreffe die Aufwertung von Gebäuden, die Quartiersentwicklung, die Modernisierung von Wohnungen für Energieeffizienz und CO2-Reduzierung sowie die Bereitstellung dringend benötigter altersgerechter Wohnungen.

Der Berliner Wohnungsmarkt ist nach Vonovias Einschätzung heute enger als vor der Mietpreisbremse. Die Baugenehmigungen seien 2020 um 9,2 Prozent zurückgegangen, das vierte Jahr in Folge. Darüber hinaus seien Investitionen in Energieeffizienz und altersgerechten Umbau durch die Unsicherheit während mehrerer laufender Gerichtsverfahren gestoppt worden.

Kontakt zur Autorin: ulrike.dauer@wsj.com; @UlrikeDauer_

DJG/uxd/smh

(END) Dow Jones Newswires

May 03, 2021 06:00 ET (10:00 GMT)