FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte zeigen sich am Donnerstagmittag kaum verändert. Der kleine Verfalltermin am Terminmarkt sorgt bisher für keine großen Schwankungen in den Indizes. Im Fokus steht die geldpolitische Entscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB). Auf der Pressekonferenz am Nachmittag dürfte verbal ein falkenhafter Ton anschlagen werden. "Allerdings bleibt unsicher, ob dieser aktuell steigenden Bereitschaft zu Zinsanhebungen später im Jahr Taten folgen werden", so die Commerzbank einschränkend.

Der DAX steigt um 0,1 Prozent auf 14.093 Punkte, der Euro-Stoxx-50 zieht um 0,4 Prozent auf 3.842 Punkte an. Überraschend hat VW erste Zahlen vorgelegt, die an der Börse nicht gut ankommen. Die Aktie handelt 2 Prozent tiefer. In Norwegen und Dänemark bleiben die Börsen am Gründonnerstag bereits geschlossen. In Schweden (13 Uhr MESZ) und am US-Anleihemarkt (20 Uhr MESZ) findet dagegen ein verkürzter Handel statt.


   Mehr Falken im Taubenschlag - Euro legt bereits zu 

Mit Spannung wird auf die EZB-Entscheidung und die anschließenden Statements gewartet. Der anhaltende Teuerungsschub bringt die Währungshüter zusehends in Bedrängnis. Die Normalisierung der Geldpolitik wird der DZ-Bank zufolge energischer vorangetrieben als bislang avisiert. Geht es nach Einschätzung der Marktakteure, sollte die EZB die Leitzinswende im Sommer vollziehen. Die ESTR-Forwards eskomptierten bereits für die Juli-Ratssitzung eine Straffung der Zinszügel um etwa 15 Basispunkte.

Die aktuelle Forward Guidance, wonach eine Änderung der Leitzinsen erst "einige Zeit nach dem Ende der Nettoankäufe" (APP) erfolge, lasse allerdings darauf schließen, dass ein erster Zinserhöhungsschritt noch etwas auf sich warten lasse.

Die DZ Bank geht davon aus, dass die Leitzinswende spätestens zum Ende des Jahres vollzogen wird. EZB-Präsidentin Christine Lagarde dürfte allerdings erneut hervorheben, dass über die weitere geldpolitische Marschrichtung in Abhängigkeit der Datenlage entschieden werde. Vor diesem Hintergrund kämen den nächsten EZB-Projektionen, welche im Rahmen der Juni-Ratssitzung veröffentlicht werden, besondere Bedeutung zu. Der Euro legt im Vorfeld bereits zu und handelt mit 1,0910 fast einen Cent höher gegenüber Mittwochnachmittag.


   VW kann bei Cash-Flow und Ausblick nicht überzeugen 

Volkswagen hat im ersten Quartal 2022 nach vorläufigen Berechnungen ein operatives Ergebnis vor Sondereinflüssen von rund 8,5 Milliarden Euro und eine operative Umsatzrendite von rund 13,5 Prozent erwirtschaftet. Den Netto-Cashflow des Bereiches Automobile gab der Hersteller mit rund 1,5 Milliarden Euro an. Damit liegt er deutlich unter der Markterwartung von 2,4 Milliarden. Den Ausblick stufen die Analysten von Jefferies als vorsichtig ein, die Kommentare zu den Aussichten seien vage.

Bei den Sektoren stehen die Banken im Fokus: In den USA legen mit Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und Wells Fargo eine ganze Reihe von Kreditinstituten ihre Geschäftszahlen vor. Die schwächeren Ergebnisse von JP Morgan am Vortag hatten keinen Akzent an den Märkten gesetzt. Das könnte sich nach Einschätzung aus dem Handel aber nun ändern, sollte sich nach den Geschäftszahlen des Tages ein erster Sektortrend abzeichnen. Der Banken-Index im Stoxx-600 notiert 0,5 Prozent im Plus.


   Voestalpine verkauft Texas-Werk 

Voestalpine gewinnen 1,4 Prozent. Der Stahlhersteller hat die Mehrheit an seinem Stahlwerk in Texas an Arcelormittal verkauft. Dies sei schneller als erwartet erfolgt, heißt es im Handel. Der Buchgewinn dürfte bei rund 280 Millionen Euro liegen, weshalb Voestalpine die Gewinnprognose für das laufende Jahr erhöht.

Ericsson fallen nach Erstquartalszahlen um 6,0 Prozent. Diese liegen beim Umsatz zwar leicht über den Markterwartungen, beim Gewinn wurden diese aber deutlich verfehlt. Auch ist in der wichtigen Netzwerksparte Margendruck auszumachen.

Atlantia legen in Mailänder um 4,9 Prozent auf 22,97 Euro zu. Die Benetton-Familie will gemeinsam mit Blackstone ein Gebot über 12,7 Milliarden Euro oder 23 Euro je Anteilsschein für Atlantia abgeben. Benetton hält bereits 33 Prozent der Anteile. Damit kommt das Konsortium ACS zuvor, die ebenfalls Interesse an dem Infrastrukturanbieter aufweist. Wie Equita anmerkt, liegt das Gebot technisch betrachtet bei 23,74 Euro, wenn man die Dividendenzahlung von 0,74 Euro je Aktie berücksichtige.

In Paris steigen Hermes um 2,7 Prozent. Das Umsatzwachstum von 27 Prozent im ersten Quartal sei "beeindruckend", heißt es von Bryan Garnier. Die Aktien der Werbeagentur Publicis notieren kaum verändert. Auch hier lag das organische Umsatzwachstum mit 10,5 Prozent weit über der Prognose von knapp 6 Prozent, wie es im Handel heißt.

Drägerwerk brechen nach vorläufigen zahlen zum ersten Quartal und einer Gewinnwarnung um 5,0 Prozent ein. Zum einen wird die Bruttomarge bemängelt, die einen Rückfall aufzeige. Zudem komme bei Investoren nicht gut an, dass zwischen dem Jahresabschluss am 3. März, an dem auch die relativ breite 2022er Guidance genannte EBIT-Marge von 1 bis 4 Prozent liege, und der am Vorabend publizierten Gewinnwarnung nur gut ein Monat liege.


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Aktienindex              zuletzt      +/- %       absolut     +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.842,16      +0,4%         14,20        -10,6% 
Stoxx-50                3.764,70      +0,1%          3,39         -1,4% 
DAX                    14.092,88      +0,1%         16,44        -11,3% 
MDAX                   30.609,74      +0,7%        204,00        -12,9% 
TecDAX                  3.211,35      +0,6%         19,03        -18,1% 
SDAX                   14.195,89      +0,8%        117,79        -13,5% 
FTSE                    7.576,87      -0,1%         -3,93         +2,7% 
CAC                     6.575,72      +0,5%         33,58         -8,1% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                  absolut       +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       0,81                    +0,05         +0,99 
US-Zehnjahresrendite        2,69                    -0,01         +1,18 
 
DEVISEN                  zuletzt      +/- %  Do, 8:35 Uhr  Mi 17:15 Uhr   % YTD 
EUR/USD                   1,0906      +0,1%        1,0917        1,0854   -4,1% 
EUR/JPY                   136,68      -0,1%        136,90        136,43   +4,4% 
EUR/CHF                   1,0193      +0,2%        1,0185        1,0144   -1,8% 
EUR/GBP                   0,8305      +0,0%        0,8310        0,8322   -1,2% 
USD/JPY                   125,33      -0,3%        125,40        125,69   +8,9% 
GBP/USD                   1,3132      +0,1%        1,3139        1,3041   -3,0% 
USD/CNH (Offshore)        6,3816      +0,0%        6,3749        6,3804   +0,4% 
Bitcoin 
BTC/USD                41.015,31      -0,5%     41.215,90     40.914,25  -11,3% 
 
ROHÖL                    zuletzt  VT-Settl.         +/- %       +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                 103,05     104,25         -1,2%         -1,20  +39,4% 
Brent/ICE                 107,26     108,78         -1,4%         -1,52  +40,1% 
 
METALLE                  zuletzt     Vortag         +/- %       +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.970,22   1.977,78         -0,4%         -7,57   +7,7% 
Silber (Spot)              25,56      25,74         -0,7%         -0,18   +9,6% 
Platin (Spot)             981,48     989,90         -0,9%         -8,42   +1,1% 
Kupfer-Future               4,73       4,72         +0,2%         +0,01   +6,3% 
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April 14, 2022 07:01 ET (11:01 GMT)