FRANKFURT (Dow Jones)--Die Fondsgesellschaft DWS übt im Vorfeld der virtuellen Volkswagen-Hauptversammlung harte Kritik an Management und Aufsichtsrat des Autokonzerns. "Alles in Allem ist diese Hauptversammlung leider ein Lehrstück dafür, welches Spektrum an Governance-Defiziten in einem Unternehmen auftreten kann", sagte Hendrik Schmidt, Corporate-Governance-Experte der DWS laut einer Mitteilung.

Er verwies auf das Vergütungssystem für den Vorstand, die Wahlen zum Aufsichtsrat, die Haftungsvergleiche mit den ehemaligen Vorständen Martin Winterkorn und Rupert Stadler sowie die Bestellung des Wirtschaftsprüfers.

Schmidt monierte, dass statt unabhängiger Experten den Aktionären erneut der ehemalige Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch und mit Louise Kiesling ein Mitglied der Familie Piëch, das außerdem umfangreiche geschäftliche Beziehungen zu Volkswagen unterhält, für die Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen werden.

Dass der Aufsichtsrat vor allem in seinem eigenen Interesse zu handeln scheine, sei an den Haftungsvergleichen mit den ehemaligen Vorständen abzulesen, "die wir ausdrücklich nicht unterstützen", so Schmidt. Sowohl Winterkorn als auch Stadler verzichteten auf Vergütungszusagen für den Zeitraum nach ihrem Ausscheiden aus dem Konzern. "Es wird also de facto auf etwas verzichtet, was nicht erdient wurde und daher auch nicht zur Auszahlung hätte kommen dürfen", so Schmidt.

Der DWS-Manager wies auch auf den Wirtschaftsprüfer hin, der für das abgelaufene Geschäftsjahr mehr Honorar für nicht prüfungsrelevante Leistungen als für Prüfungsleistungen erhalten habe. "Es stellt sich daher die Frage nach einem Interessenkonflikt, wenn die Beratungsleistungen die Prüfungsleistungen übersteigen."

Zuvor hatte bereits die Fondsgesellschaft Deka angekündigt, Vorstand und Aufsichtsrat am Donnerstag nicht zu entlasten. Auch die Deka kritisiert die Vergleiche mit den früheren Vorständen und die mangelnde Unabhängigkeit des Aufsichtsrats.

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July 20, 2021 11:34 ET (15:34 GMT)