Unter Mitwirkung der voestalpine BÖHLER Aerospace geht in wenigen Wochen das EU-Forschungsprojekt SPIRIT in Sachen programmierfreier Robotik zu Ende. Mit interessanter Zukunftsperspektive für die Rissprüfung in Kapfenberg.

Innovation hat bei der voestalpine BÖHLER Aerospace viele Namen. Einer von ihnen lautet Robert Pöllinger: Seit seinem Einstieg in Kapfenberg beim Luftfahrtkomponentenhersteller im voestalpine- Konzern jongliert er als Projektmanager für innovative Produktions- und Simulationsprozesse mehreren Innovationsprojekten zugleich. Einen Ball muss Pöllinger nur mehr einige Wochen in der Luft halten: Das EU-Forschungsprojekt SPIRIT unter der Regie des Forschungsunternehmens PROFACTOR, an dem die voestalpine BÖHLER Aerospace seit Herbst 2018 mitbeteiligt ist - in Gesellschaft von Unternehmen wie der österreichischen FACC und der italienischen Fiat Research.

Bauteilprüfung per Roboter

Das gemeinsame Ziel: Die Entwicklung eines Industrieroboters, der sich ohne Programmieraufwand schnell und einfach auf die unterschiedlichsten Inspektionsaufgaben einstellen kann. Auf Rissprüfungen zum Beispiel, wie sie Pöllingers Kollegen an den hochgradig sicherheitsrelevanten voestalpine Böhler-Schmiedeteilen für Flugzeuge tagtäglich durchführen. 'Unser Beitrag zu SPIRIT liegt im Testen einer praktischen Anwendung', sagt Pöllinger, der im Oktober 2020 als lokaler Projektleiter einstieg. Zu dem Zeitpunkt, als es für die Kapfenberger erst richtig spannend wurde: 'Da haben wir begonnen, einen mit entsprechender Sensorik ausgestatteten Roboter Risse in sechs ausgewählten Bauteilen aufspüren zu lassen.'

Echte und eingebildete Risse

Prüftechnisch entschied man sich für die Laserprofiltechnologie - ein bildgebendes Verfahren, in dem der Laser ähnlich wie Echolot Untiefen auf der Werkstückoberfläche aufspürt. Grundsätzlich habe das ganz gut funktioniert, bilanziert der studierte Maschinenbauingenieur mit Berufserfahrung in der Autoindustrie: 'Software, Sensor und Roboter haben weitgehend störungsfrei zusammengearbeitet.' Doch kurz vor dem offiziellen Projektfinale kämpft man in Kapfenberg immer noch mit den Kinderkrankheiten des Systems: Es entdeckt nicht nur tatsächlich bestehende Risse, sondern auch solche, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Dazu kommt, dass der Roboter die richtigen Routen rund um seine Testobjekte bis heute nicht vollständig gelernt hat.

Steuern mit Fern-Unterstützung

'Daher können wir die Werkstücke nur ausschnittweise prüfen', bedauert Pöllinger. Hauptursache des Problems ist die leidige Corona-Pandemie, die das Projekt ungeplanterweise um drei Monate verlängert hat. Und verhinderte, dass die Robotik-Spezialisten der anderen Partner persönlich nach Kapfenberg kamen. Das Beste daraus machend, nahm Pöllinger die Robotersteuerung selbst in die Hand - mit Videokontakt zu den Spezialisten, die aus der Distanz nur bedingt helfen konnten. 'Mehr als einmal musste ich den Roboter stoppen, weil er auf Kollisionskurs mit seinem Prüfobjekt war', berichtet Pöllinger.

Finden und Schleifen in einem

Nach dem Endbericht im Frühsommer wird das Management der voestalpine BÖHLER Aerospace entscheiden, ob und wie es mit dem Projekt weitergeht. Pöllinger persönlich sieht durchaus Potenzial. Vorausgesetzt, der Roboter lernt in Sachen Routenplanung entsprechend dazu. 'Weiterarbeiten müssten wir auch an der Einstellung der Sensoren', erklärt Robert Pöllinger, 'damit er keine Fehler mehr meldet, wo keine sind.'

Das große Plus läge jedenfalls in einer lückenlosen und millimetergenauen Dokumentation der Risse und ihrer Fundstellen. Und in der technisch durchaus machbaren Koppelung des Roboters mit einer Schleifzelle, die jeden Riss sofort automatisch wegschleift: 'Das wäre für meine Kollegen in der Produktion eine große Erleichterung, weil das manuelle Schleifen sehr anstrengend ist.'

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voestalpine AG published this content on 11 May 2021 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 11 May 2021 16:21:01 UTC.