Oliver Anibas: Best of Europe seines Berufes

Mit Alex Mayrhofer tritt bei den EuroSkills 2021 in Graz einmal mehr ein Mitarbeiter der voestalpine an, die bereits mehreren Facharbeitern zu Erfolgen bei der Europameisterschaft der Berufe gratulieren konnte. Wie zum Beispiel Oliver Anibas, der 2014 sogar Gesamtsieger und 'Best of Europe' wurde.

Bester in seiner Fachkategorie Industrial Control, Bester des österreichischen Teilnehmerkontingents ('Best of Nation') und zur Krönung als 'Best of Europe' als erster Österreicher in der Geschichte der EuroSkills auch noch Bester aller angetretenen Facharbeiter überhaupt: Glanzvoller als Oliver Anibas es 2014 in Lille geschafft hat, kann man die EuroSkills gar nicht gewinnen.

Der Triumphator selbst ist trotz Titelreigen, Medienrummel und Empfang beim damaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer bodenständig und bescheiden geblieben. So wie es dem Naturell des jungen Betriebselektrikers mit Prozesstechnik-Schwerpunkt entspricht, für den sich nach der Rückkehr aus Lille nicht allzu viel änderte:

'Es ist ja nicht so, dass man deswegen eine Führungsposition angeboten bekommt',grinst Anibas, 'aber es war schon eine Bestätigung für mich, mit der ich mir noch mehr zugetraut habe.'

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Vom Podest auf die Schulbank

Das bei den EuroSkills dazu getankte Selbstvertrauen motivierte den Mühlviertler aus Sankt Georgen am Walde letztlich, sich später bei der Werkmeisterschule anzumelden. Was für den Linz-Pendler hieß, zwei Jahre lang dreimal die Woche im Wifi die Abendschulbank zu drücken.

'Wenn man bei voestalpine gelernt hat, ist die Ausbildung nicht weiter schwer', sagt Anibas, 'denn du bist schon bestens vorbereitet und hast einen riesigen Startvorteil gegenüber Kollegen, die von einem kleinen Elektriker kommen.'

Schalten und verdrahten

Der Arbeitsalltag bei voestalpine ging für den Facharbeiter - der bereits in seinem zweiten Ausbildungsjahr den Lehrlingswettbewerb gewonnen und sich mit einem zweiten Platz bei den österreichischen Staatsmeisterschaften 2012 für die EuroSkills in Lille qualifiziert hatte - währenddessen unverändert weiter: Schaltkästen verdrahten, Kabel ziehen, abgerissene Leitungen reparieren und Elektroanlagen in Betrieb nehmen.

Sein Bravourstück bei der Europameisterschaft war der Bau einer elektrischen Steuerung einer fiktiven Plastik-Recycling-Anlage - vom Montieren der Kabel über das Programmieren bis hin zum Erstellen der Bedienungselemente für ein Touchpad. An die Details kann ich mich mit zunehmendem Zeitabstand immer weniger genau erinnern', sagt Anibas, in dessen Gedächtnis die EuroSkills dennoch einen prominenten Platz einnehmen.

Oliver Anibas arbeitet nun im Vorarbeiterteam der Mess- und Regeltechniker.

Aus- und Familienzeit

Noch wesentlich frischer als die Erinnerung an den Wettbewerb sind jene an Anibas' einjährige Lateinamerika-Reise, die er mit seiner heutigen Ehefrau unternahm.

'Sie hat mich mit dem Reisefieber infiziert', schmunzelt Anibas, der dafür ein Jahr unbezahlten Urlaub nahm und sich damit auch ein wenig für die bestandene Werkmeisterprüfung belohnte. In Panama besuchte das Paar eine Sprachschule und arbeitete auf einem Bauernhof mit, um danach auch noch Kolumbien, Costa Rica, Mexiko und Guatemala zu erkunden.

Nach der Rückkehr ins Mühlviertel und zu voestalpine nahm Anibas ein abteilungsinternes Jobangebot an und wechselte ins Vorarbeiterteam der Mess- und Regeltechniker - eine Abwechslung, mit der er sich wohlfühlt. Sonst halten sich seine beruflichen Ambitionen dieser Tage in engen Grenzen. Aus einem verständlichen Grund: Anfang Oktober steht Familie Anibas zum ersten Mal Nachwuchs ins Haus.