FRANKFURT (Dow Jones)--Die europäischen Aktienmärkte starten nach dem Abverkauf am Vortag am Freitag etwas fester. So legt der DAX um 0,4 Prozent auf 12.565 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 handelt 0,3 Prozent höher bei 3.405 Punkten. Die Richtung gibt dabei vor allem die Wall Street vor, die sich im Verlauf vom Tief erholen konnte. Beschwichtigende Worte von Fed-Gouverneur Christopher Waller, der die Erwartungen an einen 100-Basispunkte-Schritt durch die US-Notenbank dämpfte, sorgten dort für Entspannung.

Für Volatilität könnte im Tagesverlauf der kleine Verfalltermin am Terminmarkt sorgen. Der Juli ist traditionell allerdings ein eher kleiner Verfalltermin. Für etwas Bewegung könnten nach Ansicht von Thomas Altmann, Portfoliomanager bei QC Partners, die auslaufenden Put-Optionen mit einem Basispreis von 12.800 Punkten sorgen, die den achtgrößten Bestand an allen ausstehenden DAX-Optionen aufweisen. Zudem wird nach Italien geschaut, wo die Regierungskrise die Top-Themen Inflation und Zinsen kurzfristig ablöst.


   Regierungskrise in Italien 

Nahezu allergisch reagierten die Märkte am Vortag auf die kurzfristige Ankündigung der in Italien mitregierenden 5-Sterne-Bewegung, der Vertrauensabstimmung von Ministerpräsident Mario Draghi fernzubleiben. Zwar gewann Draghi auch ohne deren Beteiligung die Abstimmung über ein Konjunktur-Paket, die er mit der Vertrauensabstimmung verknüpft hatte, deutlich. Er bot am Abend dennoch seinen Rücktritt an, der von Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella abgelehnt wurde.

Draghi könnte nach Einschätzung von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, nun versuchen, im Parlament wieder Unterstützer hinter sich zu vereinen und sich dies per Vertrauensvotum bestätigen zu lassen. Das Risiko vorgezogener Neuwahlen anstelle der regulären im kommenden Frühjahr steige trotzdem an.

Aktuell würden gemäß Umfragen europaskeptische Parteien die Mehrheit im Parlament gewinnen. Die Auszahlung der Mittel aus dem Next-Generation-EU-Fonds sind aber an die Durchführung von Reformen gebunden, die unter einer neuen Regierung mit geringerem Nachdruck verfolgt werden könnten. Zwar kündigte die EZB an, kommende Woche ein Anti-Fragmentierungstool vorzustellen, das eine "durch makroökonomische Fundamentaldaten nicht gerechtfertigte" Ausweitung der Renditedifferenz italienischer gegenüber deutschen Staatsanleihen verhindern soll. Gegen eine Ausweitung der Spreads aufgrund einer Regierungskrise in Italien dürfte dieses Instrument jedoch untauglich sein. Der Euro notiert knapp über der Parität.


   Voestalpine mit gutem ersten Quartal 

Voestalpine (+3,5%) hat ein wie erwartet starkes 1. Quartal abgeliefert. Das EBITDA von 877 Millionen Euro liegt 26 Prozent oberhalb der optimistischen Schätzung von Jefferies. Die Frage werde sein, wie die weiteren Quartale verliefen. Hier hat der Stahlkonzern zwar die EBITDA-Prognose nach oben genommen, die nun vom Konzern erwarteten 2 Milliarden Euro liegen allerdings noch 9 Prozent unterhalb der Jefferies-Schätzung. "Wenn man bedenkt, dass das EBITDA im ersten Quartal bereits 44 Prozent der gesamten Prognose ausmacht, will sich Voestalpine ... im Ausblick nicht festlegen, wo sich die Ergebnisse im zweiten Halbjahr einpendeln", so die Analysten.


   Drägerwerk leichter - Halbjahreszahlen unter Erwartung 

Die vorläufigen Zahlen von Drägerwerk (-6,9%) zum 1. Halbjahr verfehlten die bereits teils niedrige Erwartung beim EBIT. Im Berichtszeitraum verzeichnete Dräger einen EBIT-Verlust von 112 Millionen Euro, hier hatte Warburg mit einem Minus von 68 Millionen gerechnet. Die Bruttomarge litt nach Aussage des Unternehmens unter einem veränderten Produktmix durch die rückläufige Nachfrage nach coronabezogenen Produkten sowie höherer Kosten für den Einkauf elektronischer Bauteile und Logistik. Der Umsatz fiel mit 1,302 Milliarden Euro dagegen im Rahmen der Erwartung aus. Für das zweite Halbjahr sind Unternehmen wie die Analysten optimistisch auf Grund der erwarteten Entspannung bei den Lieferketten sowie Preiserhöhungen und einem hohen Auftragsbestand.

Die Aktie der Software AG verliert 4,7 Prozent. Hier belastet, dass die Darmstädter für ihre Wachstumssparte Digital Business etwas vorsichtiger werden. Die "Bookings" des Geschäftsbereichs sollen im Geschäftsjahr nur noch um 12 bis 18 Prozent steigen nach 15 bis 25 Prozent zuvor. Die Zahlen zum 2. Quartal sollten nicht zusätzlich belasten, so ein Marktteilnehmer. Die Aktie hat seit Jahresbeginn bereits 25 Prozent an Wert verloren, damit sollte zumindest ein Teil der schlechten Nachrichten eingepreist sein.

Richemont verlieren 3,9 Prozent. Der Umsatz ist für die RBC-Analysten im ersten Quartal 2022/23 mit 5,26 Milliarden Euro rund 5 Prozent oberhalb der Markterwartung ausgefallen. In Europa, Amerika und Japan seien die Umsätze teils deutlich gestiegen, in der APAC-Region dagegen gefallen. Für die Burberry-Aktie geht es nach Quartalszahlen um 4,4 Prozent abwärts.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.405,16       +0,3%        8,55     -20,8% 
Stoxx-50                3.439,01       +0,4%       13,97      -9,9% 
DAX                    12.565,42       +0,4%       45,76     -20,9% 
MDAX                   25.084,39       +0,3%       78,88     -28,6% 
TecDAX                  2.891,19       +0,6%       15,87     -26,3% 
SDAX                   11.826,25       +0,4%       47,91     -28,0% 
FTSE                    7.052,59       +0,2%       12,78      -4,7% 
CAC                     5.920,50       +0,1%        5,09     -17,2% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,09                   -0,09      +1,27 
US-Zehnjahresrendite        2,92                   -0,05      +1,41 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Fr, 8:08  Do, 17:34   % YTD 
EUR/USD                   1,0026       +0,1%      1,0026     1,0017  -11,8% 
EUR/JPY                   138,94       -0,2%      139,08     139,14   +6,2% 
EUR/CHF                   0,9845       -0,1%      0,9853     0,9856   -5,1% 
EUR/GBP                   0,8484       +0,1%      0,8475     0,8484   +1,0% 
USD/JPY                   138,63       -0,3%      138,88     138,93  +20,4% 
GBP/USD                   1,1826       -0,0%      1,1826     1,1805  -12,6% 
USD/CNH (Offshore)        6,7759       +0,1%      6,7759     6,7626   +6,6% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.524,03       +0,3%   20.524,03  20.078,32  -55,6% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  95,41       95,78       -0,4%      -0,37  +32,2% 
Brent/ICE                  99,35       99,10       +0,3%       0,25  +32,6% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 173,20      174,50       -1,0%      -1,83  +33,7% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.708,80    1.709,94       -0,1%      -1,14   -6,6% 
Silber (Spot)              18,32       18,41       -0,5%      -0,09  -21,4% 
Platin (Spot)             845,75      847,28       -0,2%      -1,53  -12,9% 
Kupfer-Future               3,15        3,21       -1,9%      -0,06  -29,1% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: thomas.leppert@wsj.com

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July 15, 2022 03:25 ET (07:25 GMT)