FRANKFURT (Dow Jones)--Erholt von den Vortagesverlusten zeigen sich Europas Aktienmärkte am Freitagmittag. Der DAX legt um 1,6 Prozent auf 12.715 Punkte zu, der Euro-Stoxx-50 handelt 1,1 Prozent höher bei 3.433 Punkten. Gesucht sind vor allem die am Vortag abverkauften Autowerte, deren Branchenindex um 3 Prozent ansteigt. Die Richtung gibt dabei vor allem die Wall Street vor, die sich im Verlauf vom Tief erholen konnte. Beschwichtigende Worte von Fed-Gouverneur Christopher Waller, der die Erwartungen an eine Zinserhöhung um 100 Basispunkte durch die US-Notenbank dämpfte, sorgen für Entspannung. Auch der kleine Verfalltermin der Juni-Optionen stützt. Zudem wird nach Italien geschaut, wo die Regierungskrise die Top-Themen Inflation und Zinsen kurzfristig ablöst.


   Regierungskrise in Italien 

Nahezu allergisch reagierten die Märkte am Vortag auf die Ankündigung der in Italien mitregierenden 5-Sterne-Bewegung, der Vertrauensabstimmung von Ministerpräsident Mario Draghi fernzubleiben. Zwar gewann Draghi auch ohne deren Beteiligung die Abstimmung über ein Konjunkturpaket, die er mit der Vertrauensabstimmung verknüpft hatte, deutlich. Er bot am Abend dennoch seinen Rücktritt an, der von Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella abgelehnt wurde.

Draghi könnte nach Einschätzung von Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, nun versuchen, im Parlament wieder Unterstützer hinter sich zu vereinen und sich dies per Vertrauensvotum bestätigen zu lassen. Das Risiko vorgezogener Neuwahlen anstelle der regulären im kommenden Frühjahr steige trotzdem an.

Aktuell gewönnen nach Umfragen europaskeptische Parteien die Mehrheit im Parlament. Die Auszahlung der Mittel aus dem Next-Generation-EU-Fonds sind aber an Reformen gebunden, die von einer neuen Regierung mit weniger Nachdruck verfolgt werden dürften. Zwar will die EZB am Donnerstag ein Instrument vorstellen, das eine "fundamental nicht gerechtfertigte" Ausweitung der Renditedifferenz italienischer gegenüber deutschen Staatsanleihen verhindern soll. Gegen eine Ausweitung der Spreads aufgrund einer Regierungskrise in Italien wäre das Instrument aber wohl untauglich. Der Euro notiert weiter knapp über der Dollar-Parität.


   Voestalpine mit gutem ersten Quartal 

Voestalpine (+0,7%) hat ein wie erwartet starkes Erstquartal abgeliefert. Das EBITDA von 877 Millionen Euro liegt 26 Prozent oberhalb der optimistischen Schätzung von Jefferies. Auch für das kommende Quartal haben die Österreicher die Gewinnschätzung nach oben genommen.

Bei den Autoaktien geht es europaweit 3,1 Prozent nach oben. Im DAX legen Porsche und Continental um 4 Prozent zu. Für Aston Martin geht es in London sogar um über 16 Prozent nach oben. Mit dem Public Investment Fund von Saudi-Arabien hat der britische Luxusautohersteller nach der Kapitalerhöhung einen zweiten großen Ankerinvestor gefunden.


   Erste Zahlen der Berichtssaison enttäuschen 

Die vorläufigen Geschäftszahlen von Drägerwerk (-2,7%) zum ersten Halbjahr verfehlen die bereits teils niedrige Erwartung zum EBIT. Im Berichtszeitraum verzeichnete Dräger einen EBIT-Verlust von 112 Millionen Euro, hier hatte Warburg mit einem Minus von nur 68 Millionen gerechnet. Die Bruttomarge litt nach Aussage des Unternehmens unter einem veränderten Produktmix durch die rückläufige Nachfrage nach coronabezogenen Produkten sowie höheren Kosten für den Einkauf elektronischer Bauteile und Logistik.

Die Aktie der Software AG verliert 2,4 Prozent. Hier belastet, dass die Darmstädter für ihre Wachstumssparte Digital Business etwas vorsichtiger werden. Die "Bookings" des Geschäftsbereichs sollen im Geschäftsjahr nur noch um 12 bis 18 Prozent steigen nach 15 bis 25 Prozent zuvor. Allerdings hat die Aktie seit Jahresbeginn bereits 25 Prozent an Wert verloren, damit dürfte ein Teil der schlechten Nachrichten eingepreist sein, heißt es am Markt.

Richemont verlieren 6 Prozent. Der Umsatz ist für die RBC-Analysten zwar im ersten Quartal 2022/23 mit 5,26 Milliarden Euro leicht über Markterwartung ausgefallen. In Europa, Amerika und Japan seien die Umsätze teils deutlich gestiegen, in der wichtigen APAC-Region aber gefallen. Zudem belasten die schwachen China-Daten.

Für die Aktie von Burberry geht es in London sogar 7 Prozent nach unten. Der Luxusmodekonzern hat den Umsatz im ersten Quartal aufgrund der negativen Auswirkungen der Covid-Beschränkungen in China auf vergleichbarer Fläche lediglich um 1 Prozent gesteigert. "Das Ergebnis von Burberry im ersten Quartal hat den Markt schwer enttäuscht, mit Sorgen über die schwachen Wachstumsraten", sagt Sophie Lund-Yates, Analystin von Hargreaves Lansdown.


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Aktienindex              zuletzt       +/- %     absolut  +/- % YTD 
Euro-Stoxx-50           3.432,95       +1,1%       36,34     -20,1% 
Stoxx-50                3.460,03       +1,0%       34,99      -9,4% 
DAX                    12.714,78       +1,6%      195,12     -20,0% 
MDAX                   25.312,47       +1,2%      306,96     -27,9% 
TecDAX                  2.904,23       +1,0%       28,91     -25,9% 
SDAX                   11.883,72       +0,9%      105,38     -27,6% 
FTSE                    7.104,45       +0,9%       64,64      -4,7% 
CAC                     5.950,72       +0,6%       35,31     -16,8% 
 
Rentenmarkt              zuletzt                 absolut    +/- YTD 
Dt. Zehnjahresrendite       1,15                   -0,02      +1,33 
US-Zehnjahresrendite        2,93                   -0,03      +1,42 
 
DEVISEN                  zuletzt       +/- %    Fr, 8:08  Do, 17:34   % YTD 
EUR/USD                   1,0052       +0,3%      1,0026     1,0017  -11,6% 
EUR/JPY                   139,45       +0,2%      139,08     139,14   +6,6% 
EUR/CHF                   0,9849       -0,1%      0,9853     0,9856   -5,1% 
EUR/GBP                   0,8492       +0,2%      0,8475     0,8484   +1,1% 
USD/JPY                   138,75       -0,2%      138,88     138,93  +20,5% 
GBP/USD                   1,1841       +0,1%      1,1826     1,1805  -12,5% 
USD/CNH (Offshore)        6,7679       +0,0%      6,7759     6,7626   +6,5% 
Bitcoin 
BTC/USD                20.847,00       +1,9%   20.524,03  20.078,32  -54,9% 
 
ROHÖL                    zuletzt   VT-Settl.       +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex                  97,49       95,78       +1,8%       1,71  +35,1% 
Brent/ICE                 101,23       99,10       +2,1%       2,13  +35,1% 
GAS                               VT-Schluss                +/- EUR 
Dutch TTF                 169,03      174,50       -3,4%      -6,00  +33,7% 
 
METALLE                  zuletzt      Vortag       +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)             1.707,01    1.709,94       -0,2%      -2,93   -6,7% 
Silber (Spot)              18,46       18,41       +0,3%      +0,05  -20,8% 
Platin (Spot)             845,80      847,28       -0,2%      -1,48  -12,9% 
Kupfer-Future               3,16        3,21       -1,7%      -0,06  -29,0% 
 
YTD zu Vortagsschluss 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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July 15, 2022 07:12 ET (11:12 GMT)