Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Die vor dem Börsengang stehende Funkturm-Sparte von Vodafone kann für weiteres Wachstum auf Mittel im Volumen von rund 1 Milliarde Euro zurückgreifen. Thomas Reisten, der Finanzvorstand von Vantage Towers, sprach in einer Telefonpressekonferenz zum Kapitalmarkttag von einer Leverage Capacity in dieser Größenordnung, die für organisches und anorganisches Wachstum zur Verfügung stehe. Mit dem Börsengang komme weitere finanzielle Kapazität hinzu.

Vorrangig dürfte das Geld wohl für Zukäufe von Funktürmen in den neun Märkten ausgegeben werden, in denen das Unternehmen derzeit unterwegs ist.

Vantage Towers betreibt derzeit 68.000 sogenannte Makrostandorte für den Mobilfunkbetrieb - ein Drittel davon Funkmasten, zwei Drittel Dachantennen - und rangiert damit auf Platz zwei hinter der spanischen Cellnex Telekom, die sich gerade mit der Übernahme von CK Hutchison European Towers verstärkt.

Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf soll Anfang nächsten Jahres in Frankfurt an die Börse gebracht werden. Hier sei das größte Geschäft ansässig, sagte Vantage-CEO Vivek Badrinath zur Begründung. Tatsächlich wurde hier im zurückliegenden Geschäftsjahr 43 Prozent des operativen Gewinns erwirtschaftet. Bei dem Börsengang will Alleineigentümer Vodafone Kasse machen, aber die Mehrheit an dem Unternehmen behalten.

Badrinath wollte sich zu etwaigen Details des Börsenganges auch auf Nachfrage nicht äußern. Laut Nachrichtenagentur Bloomberg prüft der britische Mobilfunkriese ein Emissionsvolumen in der Größenordnung von 4 Milliarden Euro. Vantage Towers insgesamt käme dann auf einen Börsenwert von 20 Milliarden Euro.

Noch verhandelt wird derzeit darüber, ob Vodafone seine hälftige Beteiligung am britischen Turmbetreiber Cornerstone Telecommunications Infrastructure in Vantage Towers einbringen kann. Einem solchen Deal müsste auch Joint-Venture-Partner Telefonica zustimmen, sagte Badrinath. Die Gespräche kämen aber gut voran.

Badrinath rechnet sich Wachstumschancen vor allem bei der Mehrfachnutzung seiner Türme und Dachantennen aus. Angesichts ständig wachsender Datenmengen im Mobilfunk und dem laufenden Ausbau der 5G-Netze sollen in verstärktem Maße andere Anbieter als Ankerkunde Vodafone als Nutzer akquiriert werden. Auch die Verpflichtung, etwa in Deutschland, bisherige Löcher in den Mobilfunknetzen zu stopfen, dürfte die Nachfrage der Netzbetreiber befördern.

"Wir haben ein starkes und hungriges Marketingteam gebildet", sagte Badrinath. 60 Prozent der eigenen Antennenanlagen in urbanen Regionen und 40 Prozent der Türme in ländlichen Gegenden seien für Wettbewerber attraktiv. Mit 1,38 Mietern pro Turm hinkt das Unternehmen Wettbewerbern wie Cellnex Spanien oder Infrastrutture Wireless Italiane noch deutlich hinterher, die auf eine sogenannte Tenancy Ratio von 1,89 und 1,95 kommen. Vantage will mittelfristig eine Quote von 1,5 schaffen.

Bislang macht Vantage Towers deutlich mehr als 80 Prozent seines Umsatzes von rund 950 Millionen Euro jährlich mit Vodafone. Europas größter Mobilfunkanbieter hat sich dazu verpflichtet, in den nächsten Jahren 6.850 der insgesamt 7.100 neuen Standorte zu nutzen, die Vantage Towers neu errichten will.

Angesichts langfristiger, inflationsgebundener Verträge verfügt Vantage Towers über äußerst sichere, vorhersehbare Free Cashflows. Die Mittelzuflüsse sollen mittelfristig jährlich im Schnitt zwischen rund 5 und knapp 10 Prozent gesteigert werden, verspricht das Unternehmen seinen potenziellen Investoren. 60 Prozent davon sollen jährlich als Dividende ausgeschüttet werden.

Bei der Umsatzrendite - bezogen auf das bereinigte EBITDA nach Leasing liegt die gegenwärtig bei 55 Prozent - sieht CEO Badrinath noch Luft nach oben. Mittelfristig soll die Marge in den hochen 50-Prozent-Bereich gesteigert werden.

Die Belegschaft des Unternehmens ist mit rund 420 ziemlich klein. Die Hälfte davon sitzt in Deutschland.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

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November 17, 2020 08:29 ET (13:29 GMT)