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PARIS (dpa-AFX) - Der französische Medienkonzern Vivendi hat sich mehrere Standbeine geschaffen, von denen eines der lukrativsten nun verkauft werden soll: Die Musiksparte Universal Music Group. Gleichzeitig baut der Konzern weiter um und hat schon den nächsten Zukauf abgeschlossen. Die Lage des Unternehmens, was die Aktie macht und was die Analysten sagen:

DAS IST LOS BEI VIVENDI:

Für den Medienkonzern steht derzeit der geplante Verkauf der profitablen Musiksparte Universal Music Group (UMG) im Fokus. Bis zu 50 Prozent der Anteile des Schmuckstücks will Vivendi einem strategischen Partner schmackhaft machen. Man habe die Optionen analysiert und festgestellt, dass ein Teilverkauf den Unternehmenswert eher steigern würde als ein Börsengang, hieß es dazu im Brief an die Aktionäre im September.

Die Erlöse von Universal, bei der Stars wie die Rolling Stones, Elton John oder Taylor Swift unter Vertrag stehen, stiegen im vergangenen Geschäftsjahr bei konstanten Wechselkursen um zehn Prozent auf 6 Milliarden Euro. Damit machten sie fast die Hälfte des Konzernumsatzes aus. Zum Gewinn vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen (Ebita) trug das Musikgeschäft fast drei Viertel bei.

Großaktionär von Vivendi ist Vincent Bolloré. Im April übertrug Bolloré die Führung seines gleichnamigen Konzerns auf seinen Sohn Yannick. Mit mehr als einem Viertel der Anteile und mehr als 28 Prozent der Stimmrechte kann Bolloré die Richtung bei Vivendi vorgeben. Dazu gehört etwa die Übernahme der zweitgrößten französischsprachigen Verlagsgesellschaft Editis von Grupo Planeta, die im Januar 2019 abgeschlossen wurde.

Der Medienkonzern ist mit seinen sieben 100-prozentigen Tochterunternehmen breit aufgestellt. Den Großteil von Umsatz und Gewinn der Gruppe erwirtschaftet neben dem Musikgeschäft der Universal Music Group (UMG) die Sendergruppe Canal+. Im vergangenen Jahr stärkte Vivendi das Sportangebot der Canal+ Gruppe durch den Kauf der Rechte in Frankreich für die englische Premier League. Damit sichert sich der Konzern die Übertragung von 380 Spielen der englischen Spitzenliga für drei Spielsaisons in Folge bis 2022 mit Start im August dieses Jahres.

2017 kaufte der Konzern das Medien- und Marketingagenturnetzwerk Havas, das 2018 bereits 2,3 Milliarden Euro zum Gesamtkonzernumsatz von 13,9 Milliarden Euro beitrug. Daneben gehören zum Konzern der Videospieleentwickler Gameloft und die Videoplattform Dailymotion. Mit Vivendi Village hat Vivendi zudem eine Eventticketagentur und einen Konzertveranstalter in einem. Verkauft wurden zuletzt indes die Anteile am Spieleentwickler Ubisoft.

Daneben beschäftigt den Medienkonzern die Entwicklung des Telekommunikationsunternehmens Telecom Italia (TIM), an dem er knapp 24 Prozent hält. Vivendi versucht, den Einfluss des aktivistischen Hedgefonds Elliott um den Investor Paul Singer zurückzudrängen. Die Franzosen werfen Elliott unlautere Mittel vor, wie irreführende Informationen zu präsentieren und Fakten zu verdrehen. So beschreibt Vivendi etwa eine Elliott-Präsentation zu TIM als "Beleidigung der Intelligenz der TIM-Anteilseigner". Der Hedgefonds arbeite nicht für das Wohl aller Aktionäre, sondern nur für sein eigenes.

Bei seinen eigenen Zielen für 2019 will sich Vivendi nicht zu tief in die Karten schauen lassen. "Vivendi blickt zuversichtlich auf die Entwicklung seiner Hauptgeschäfte 2019", heißt es im Geschäftsbericht. Für die Canal+ Gruppe rechnet der Medienkonzern mit einer weiteren Verbesserung der Ertragskraft. Hinsichtlich der Dividende äußerte sich Vivendi nicht - für das Geschäftsjahr 2018 sollen 0,50 Euro je Aktie gezahlt werden.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Von 13 im dpa-AFX-Analyser gelisteten Experten raten neun zum Kauf und vier zum Halten der Vivendi-Aktie. Das durchschnittliche Kursziel auf zwölf Monate liegt bei 27,10 Euro.

Besonders optimistisch ist die US-Bank JPMorgan, die dem Papier ein Aufwärtspotenzial von fast 60 Prozent einräumt. Analyst Daniel Kerven hat dabei vor allem das Musikgeschäft der Universal Music Group (UMG) im Blick: Die Auktion eines UMG-Anteils und Aktienrückkäufe könnten sich seiner Meinung nach wertsteigernd auswirken.

Analyst Jerry Dellis vom Analysehaus Jefferies ist da skeptischer. Sein Kursziel liegt inzwischen mehr als 10 Prozent unter dem aktuellen Aktienkurs. Das Unternehmen habe keinen genauen Ausblick auf das laufende Jahr gegeben, kritisierte er.

Deutsche-Bank-Experte Chris Collett verweist hingegen auf eine weitere Stärke des Unternehmens: Da selbst erstelle Videoinhalte für Medienkonzerne immer wichtiger würden, sei Vivendi mit seiner Produktionstochter StudioCanal gut aufgestellt und könne so von dem Trend profitieren.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Vivendi-Aktionäre hatten zuletzt viel Grund zur Freude: Der Kurs legte in diesem Jahr schon um rund ein Viertel zu bis auf ein Zwischenhoch bei 26,24 Euro am 20. März. Das ist der beste Wert seit mehr als zehn Jahren. 2016 hatten die Anleger einen Absturz bis auf 14,87 Euro verkraften müssen mit einer weiteren Delle im Februar 2017, seitdem ging es aber aufwärts.

Im europäischen Vergleich gehörte Vivendi in den vergangenen zwölf Monaten zu den Gewinnern. Die Aktie des französischen Medienkonzerns legte in diesem Zeitraum rund ein Fünftel zu. Der Branchenindex Stoxx Europe 600 Media legte im selben Zeitraum weniger als zehn Prozent zu. Die Kurse der deutschen Konkurrenten RTL Group, Axel Springer und ProSiebenSat.1 mussten dagegen sogar deutlich Federn lassen./elm/tav/mis

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