Von Stephen Wilmot

NEW YORK (Dow Jones)--Der Hedgefonds-Milliardär William Ackman hat im vergangenen Jahr die größte spezielle Zweckgesellschaft (Spac) aller Zeiten gegründet. Jetzt lautet seine Botschaft, dass Spacs ihre Zeit hinter sich haben. Zuletzt bestätigten das französische Medienkonglomerat Vivendi und Pershing Square Tontine Holdings - Ackmans 4 Milliarden US-Dollar schwerer Spac -, dass beide Parteien in Gesprächen sind. Der Spac würde einen zehnprozentigen Anteil an der Universal Music Group (UMG) übernehmen, dem Kronjuwel von Vivendi.

Dies ist nicht der übliche Spac-Deal. Im Februar hatte Vivendi erklärt, dass der Konzern UMG später in diesem Jahr ausgliedern würde. Das ist immer noch im Gange. Anstatt mit dem Zielunternehmen zu fusionieren, wie es andere Spacs getan haben, will Pershing Square Tontine seinen Aktionären Zugang zu der geplanten Börsennotierung zu einem festgelegten Unternehmenswert von 35 Milliarden Euro gewähren.


   Chinesische Tencent stieg bei UMG groß ein 

Auf Seiten von Vivendi überraschen die Nachrichten kaum. Das Unternehmen hat vergangenen Monat ein detailliertes Update zu UMG gegeben, einschließlich der Information, dass es in Gesprächen mit einem "amerikanischen Investor" über eine zehnprozentige Beteiligung sei. Sollten diese Gespräche scheitern, bestünde die Alternative, diese Anteile über einen Börsengang zu verkaufen. Vivendi wird weiterhin 60 Prozent von UMG an die eigenen Aktionäre ausschütten und 10 Prozent für sich behalten. Der chinesische Tech-Gigant Tencent hat im vergangenen Jahr die restlichen 20 Prozent gekauft.

Der Wert des Deals liegt im Rahmen der Erwartungen. Tencent hat sich mit einem Unternehmenswert von 30 Milliarden Euro eingekauft, und das Geschäft mit aufgezeichneter Musik ist während der Pandemie gut gelaufen. Die neue Bewertung würde UMG mit einem höheren Umsatzmultiplikator, aber einem niedrigeren Gewinnmultiplikator bewerten als das kleinere, weniger profitable Unternehmen Warner Music, das vergangenes Jahr an die Börse ging. Die Vivendi-Aktie, die nach der Ankündigung, UMG abzuspalten, um fast 20 Prozent zulegte, gab zuletzt um weniger als 1 Prozent nach.


   Zu viele Spac-Gelder jagen zu wenig Qualitätszielen hinterher 

Für Anleger von Pershing Square Tontine gibt es mehr zu verdauen. Zum einen zementiert Ackmans Abkehr von der üblichen Route einer Fusion mit einem Start-up die Sorge, dass der jüngste Boom bei Spac-Börsengängen dazu geführt hat, dass zu viel Geld zu wenigen Qualitätszielen auf einmal hinterherjagt. Spacs haben in der Regel zwei Jahre Zeit, um ein Geschäft abzuschließen, bevor sie Gelder an die Aktionäre zurückzahlen.

Darüber hinaus wird der UMG-Deal nicht das Ende von Pershing Square Tontine sein, das ein Nachleben als zeitlich unbegrenztes Akquisitionsvehikel mit einer Feuerkraft von 2,9 Milliarden Dollar genießt. Ungefähr die Hälfte dieses Geldes ist das, was übrigbleibt, nachdem es 10 Prozent von UMG gekauft und an seine eigenen Aktionäre verteilt hat. Der Rest wird aus "Forward Purchase"-Vereinbarungen mit anderen Fonds des Pershing Square-Imperiums stammen - ähnlich dem "Private Investment in Public Equity"- oder PIPE-Geld, das institutionelle Investoren bei einem typischen Spac-Deal einbringen. Solche Vereinbarungen finanzieren auch einen Teil des UMG-Deals.


   Undurchsichtig und kompliziert strukturierte Geschäfte 

Wichtig ist, dass das zweite Leben von Pershing Square Tontine nicht an die üblichen Spac-Fristen für die Verwendung der Barmittel gebunden ist. Der UMG-Deal qualifiziert sich als "erster Unternehmenszusammenschluss", der die Uhr zum Ticken bringt. Als ob das noch nicht genug wäre, gründet Herr Ackman auch noch eine völlig neue Art von Akquisitionsgesellschaft mit einer Feuerkraft von bis zu 10,6 Milliarden Dollar, die größtenteils aus dem Verkauf von "Special-Purpose Acquisition Rights" (Spar) stammen. Es ist wie ein Spac, außer dass die Investoren das Recht haben, sich einzukaufen, anstatt das Geld im Voraus bereitzustellen. Zudem ist es auch frei von dem üblichen Zeitdruck. Die Rechte haben eine verlängerbare Laufzeit von fünf Jahren. So erhalten die Aktionäre von Pershing Square Tontine diese übertragbaren Rechte als Teil des Universal-Deals.

Alles in allem erhalten die Pershing-Square-Tontine-Aktionäre Aktien von Universal und einen Anteil an einem Akquisitionsvehikel mit verlängerter Laufzeit - zusammen theoretisch im Wert des IPO-Wertes des SPAC von 20 Dollar pro Aktie - sowie das Recht, Teil eines größeren Unternehmens zu sein. Die Investoren haben verständlicherweise Schwierigkeiten, dies zu verstehen. Zuletzt eröffnete die Aktie bei etwa 22 Dollar, einem Minus von 10 Prozent, nach viel Volatilität im nach- und vorbörslichen Handel. Das große Ziel von Ackman zu erraten war eines der Lieblingsspiele der Wall Street in den vergangenen Monaten. Wenn das Ergebnis auch etwas enttäuschend erscheint, so ist es doch zumindest mit der Aussicht auf noch größere kommende Deals verbunden. Nennen Sie sie nur nicht Spacs.

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June 07, 2021 04:28 ET (08:28 GMT)