Zürich (awp) - Die Kartenorganisationen erhöhen die Limite für kontaktlose Zahlungen in der Schweiz. Bis auf Weiteres müssen Kunden, die eine Kredit-, Debit- oder Prepaidkarte mit Kontaklos-Funktion besitzen, den PIN erst ab einem Betrag von 80 Franken eingeben. Dadurch soll die Gefahr einer Virenübertragung verringert werden.

Bisher war die Limite auf Beträge von maximal 40 Franken festgelegt. Nun wird sie auf unbestimmte Zeit während der Coronapandemie erhöht, meldeten die für American Express in der Schweiz verantwortliche Swisscard, Mastercard, Visa sowie Postfinance am Mittwoch.

Die Erhöhung der Limite auf 80 Franken werde landesweit eingeführt und betreffe alle Arten von Bezahlkarten mit Kontaktlos-Funktion: "Als Industrie können wir mit dieser Massnahme gemeinsam einen aktiven Beitrag zur Einhaltung der Hygienerichtlinien des Bundes leisten", wird Swisscard-Chefin Florence Schnydrig Moser zitiert.

Die internationalen Kartenorganisationen, also Mastercard, American Express und Visa, geben selber keine Karten heraus, sondern verteilen Lizenzen an die Kartenherausgeber (Issuer) und die Betreiber der Zahlgeräte (Acquirer).

Der Entscheid für die Limitenerhöhung in der Schweiz sei auf vielfachen Wunsch der Händler und Konsumenten in enger Zusammenarbeit mit den Acquirern und Issuern getroffen worden, heisst es in der Meldung von Visa.

Schnelle technische Anpassungen

Die Anpassungen sollen in nur wenigen Tagen durchgeführt werden. Gemäss Postfinance ist das eine grosse Aufgabe: "Postfinance muss die neue Limitenhöhe jedem Bezahlterminal zuweisen sowie Anpassungen in den Systemen von Postfinance vornehmen", heisst es auf Anfrage. Zudem könnten nicht alle Bezahlgeräte gleichzeitig angepasst werden und die Anpassungen würden zuerst gründlich getestet.

Beim Acquirer Worldline, der in der Schweiz rund 155'000 Bezahlterminals betreibt, wird das neue Limit automatisch auf die Terminals eingespielt. Die Ladenbetreiber müssten dafür nicht aktiv werden, auch wenn ein Geschäft derzeit geschlossen sei: "Sobald das Terminal wieder in Verwendung ist, wird das Update automatisch abgerufen und eingespielt." Gemäss Swisscard kann es allerdings bei einigen Karten vorkommen, dass die Karteninhaber erst eine Transaktion mittels PIN-Eingabe machen, bevor die höheren Limiten gelten.

Die technischen Anpassungen bei den Bezahlgeräten sollten bis in einigen Tagen abgeschlossen sein, so dass bis am 16. April alle Geräte ausgestattet sind.

Zeithorizont nicht bekannt

Die Erhöhung der Limite wurde gemäss den Kartenbetreibern aufgrund der aktuellen Corona-Situation beschlossen, um den gestiegenen Hygieneanforderungen zu begegnen. "Sie gilt bis auf Weiteres, es ist gegenwärtig nicht abzuschätzen, wie lange die Coronakrise dauern wird", heisst es bei Postfinance.

Die Kartenbetreiber raten auch auf das Smartphone auszuweichen, um per Koppelung der Kreditkarte ans Smartphone unabhängig vom Betrag vollkommen kontaktlos bezahlen zu können. Möglich sei dies bereits bei fast allen Karten per Mobile Payment. Mittels Apple Pay, Google Pay oder auch Twint kann die Kreditkarte auf dem Smartphone hinterlegt werden.

Ob es denkbar ist, die Limite von 80 Franken auch nach der Coronapandemie noch weiter bestehen zu lassen, ist gemäss Thomas Hodel vom Verband Swiss Payment Association noch unklar: "Jetzt müssen wir erst einmal beobachten, wie die erhöhte Limite vom Markt akzeptiert wird und beobachten, ob sich die Karteninhaber damit wohl fühlen."

Im Fokus sei vorerst eine möglichst schnelle und sichere Erhöhung der Limite während der Corona-Pandemie gewesen. Was die internationalen Kartenbetreiber danach entscheiden würden, stehe noch nicht fest.

Es sei jedoch auch denkbar, dass gewisse Debitkarten künftig eine andere Limite hätten, wie Postfinance schreibt: "Grundsätzlich entscheidet Postfinance - wie die andern Anbieter auch - selbständig über die Limitenhöhe ihrer eigenen Debitkarte."

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