Wien (Reuters) - Der wegen erhöhter Strompreise in die Kritik geratene Wiener Energiekonzern Verbund plant nun für das laufende Geschäftsjahr die Ausschüttung einer Sonderdividende.

Aufgrund der guten Geschäftsentwicklung habe der Vorstand beschlossen, der Hauptversammlung 2023 neben einer ordentlichen Dividende eine Sonderdividende von 400 Millionen Euro vorzuschlagen, teilte das mehrheitlich im Staatsbesitz stehende Unternehmen am Mittwoch mit. An der Wiener Börse legten die zuletzt schwer gebeutelten Verbund-Papiere mehr als fünf Prozent zu.

Für die ordentliche Dividende sei eine Ausschüttungsquote zwischen 45 und 55 Prozent des um Einmaleffekte bereinigten Konzernergebnisses geplant. Für 2022 könne daher auf Basis der aktuellen Ergebnisprognose mit einer Gesamtdividende in Höhe von rund 1,2 Milliarden Euro gerechnet werden.

Österreichs größter Stromkonzern war zuletzt massivem Druck von Seiten der Politik ausgesetzt. Mit der Ausschüttung einer Sonderdividende dürften sich die Wogen nun glätten. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hatte Anfang Mai für Schlagzeilen gesorgt, als er eine Gewinnabschöpfung bei Firmen mit Staatsbeteiligung ankündigte und damit der Verbund-Aktie den größten Kurssturz in der Firmengeschichte einhandelte. "Der heutige Schritt zeigt, dass der Verbund als teilstaatliches Unternehmen seine Verantwortung in schwierigen Zeiten sehr ernst nimmt", sagte Nehammer. Auch Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) begrüßt die Pläne. "Wie der Staat soll auch ein staatsnahes Unternehmen nicht an der Krise profitieren", sagte Brunner. Die hohen Stromkosten würden es notwendig machen, die Auswirkungen für die Bevölkerung abzufedern. Die Sonderdividende trage nun dazu bei, die wegen der Teuerung notwendigen Entlastungsmaßnahmen für die Menschen zu finanzieren, betonte der Minister.

Der Verbund, an dem der Staat zu 51 Prozent beteiligt ist, fährt derzeit wegen der stark gestiegenen Großmarktpreise für Strom Rekordgewinne ein. Der Konzern erwirtschaftet zwar den Großteil seines Stromes aus Wasserkraft, dessen Erzeugung als kostengünstig gilt. Der Marktpreis an den Strombörsen richtet sich aber nach dem teuersten Kraftwerk im Netz und das sind in der Regel Gaskraftwerke. Für den Verbund bedeutet das, dass der Preis für Strom steigt, die Kosten für die Erzeugung aus Wasserkraft aber gleich bleiben. Während bei Verbund die Gewinne sprudeln, leiden viele Haushalte unter den massiv gestiegenen Strompreisen, da die Erhöhungen an die Kunden weiter gegeben werden. Das hatte dem Konzern Kritik eingebracht.