Wien (Reuters) - Die geplante Ausweitung der Gewinnabschöpfung bei Energieversorgern könnte dem österreichische Stromkonzern Verbund einen Strich durch die Rechnung machen.

Der Ausblick und die Angaben zur voraussichtlichen Ausschüttungsquote stünden unter dem Vorbehalt keiner weiteren Belastungen durch möglichen Maßnahmen zur teilweisen Gewinnabschöpfung bei Energieunternehmen, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit. Am Mittwoch hatte die österreichische Regierung angekündigt, die Gewinnabschöpfung auszuweiten, sollten die Energieversorger nicht rasch die Preise senken. Der Schritt ist Teil einiger Maßnahmen, die die konservativ-grüne Regierung im Kampf gegen die Teuerung im Land beschlossen hat. Der Verbund schreibt so wie andere Strom- und Gasversorger wegen der stark gestiegenen Energiepreise hohe Gewinne.

Im ersten Quartal belastete die Gewinnabschöpfung in Deutschland, Österreich und Rumänien das Ergebnis mit 68,6 Millionen Euro, wie aus dem Quartalsbericht des mehrheitlich im Staatsbesitz stehenden Konzerns hervorgeht. Dennoch stieg der operative Gewinn (Ebitda) wegen der hohen Energiepreise um 18,7 Prozent auf 967,3 Millionen Euro. Unter dem Strich legte das Ergebnis um 2,8 Prozent auf 529 Millionen Euro zu. Mit welchen weiteren Belastungen zu rechnen ist, sei noch offen. Das neue Gesetz soll ab Juni wirken.

In den ersten drei Monaten habe das Unternehmen von den stark gestiegenen Terminmarktpreisen auf dem Großhandelsmarkt für Strom profitiert. Der durchschnittlich erzielte Absatzpreis bei der Eigenerzeugung aus Wasserkraft sei um 88,9 Euro je Megawattstunde (MWh) auf 202,8 Euro je MWh gestiegen. Verbund zählt zu den größten Erzeugern von Strom aus Wasserkraft.

Kanzler Karl Nehammer (ÖVP) begründete die Pläne damit, dass die Energiepreise rasch gesenkt werden müssten. "Die Stromkosten sind der Treiber, auch für Lebensmittelpreise und wenn wir in die Stromkosten eingreifen, dann haben wir eine Chance tatsächlich hier auch die Inflation zu dämpfen", sagte Nehammer am Mittwochabend in einem ORF-Interview. Verbund-Chef Michael Strugl hält die Maßnahme für nicht für zielführend. "Die Gewinnabschöpfung, das haben wir im Vorjahr schon gesagt, wirkt nicht inflationsdämpfend", sagte er. Bessere wäre es, den Strompreis temporär vom Gaspreis zu entkoppeln. Die nach dem europäischen Maßstab (HVPI) berechnete Inflationsrate lag in Österreich im April bei 9,6 Prozent - deutlich höher als der Durchschnitt in der Euro-Zone von 7,0 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2023 passte Verbund den Ausblick leicht an. Das Ebitda werde nun zwischen rund 3,7 und 4,3 Milliarden Euro erwartet. Zuvor wurden zwischen 3,5 und 4,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Das Konzernergebnis werde zwischen 2,0 und 2,4 Milliarden Euro prognostiziert. Zuvor wurde mit 1,9 bis 2,5 Milliarden Euro gerechnet. Für die Ausschüttungsquote wurde eine Bandbreite zwischen 45 und 55 Prozent bekräftigt.

(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)