Suno und Udio bieten KI-Werkzeuge, die Musikstücke aus einfachen Texteingaben erzeugen können. Dazu müssen ihre Modelle zunächst mit bestehender Musik trainiert werden – und genau das löste den Konflikt aus: Am 24. Juni 2024 reichten die Major-Labels Klage gegen beide Start-ups ein. Der Vorwurf: unerlaubtes Kopieren von Tonaufnahmen, also eine „massive Urheberrechtsverletzung“. Die damit erzeugten Werke würden „direkt konkurrieren, abwerten und das Schaffen menschlicher Künstler überfluten“.

Vom Streit zur Einigung

Heute, weniger als ein Jahr später, haben sich die Fronten verschoben. Die Gespräche zwischen den Labels und den KI-Unternehmen sind in einem fortgeschrittenen Stadium. Ziel ist ein Lizenzabkommen, das die regulierte Nutzung der Kataloge für das Training generativer Modelle erlaubt. Ein solcher Schritt könnte sowohl für die Künstlervergütung im Zeitalter der KI als auch für die technologische Weiterentwicklung ein Wendepunkt sein.

Die Plattenfirmen fordern ein präzises System zur Nachverfolgung, ähnlich der Content-ID bei YouTube. Mithilfe digitaler Fingerabdrücke sollen generierte Songs eindeutig ihren Quellen zugeordnet werden können – mit transparenter Rechtevergabe und fairer Vergütung für die Rechteinhaber.

Zur Beruhigung der Künstler sollen die Vereinbarungen eine „Opt-out“-Klausel enthalten, mit der einzelne Kataloge ausgeschlossen werden können. Auch die laufenden Rechtsstreitigkeiten könnten im Zuge solcher Abkommen beigelegt werden – in manchen Fällen ist sogar eine Beteiligung der Labels an den Start-ups denkbar.

Die drei Branchenriesen verhandeln dabei unabhängig voneinander und mit unterschiedlichem Tempo.

Die Musik steht nicht allein

Auch in anderen Bereichen zeichnen sich Annäherungen zwischen Medien und KI-Anbietern ab. Amazon etwa, nach einem juristischen Schlagabtausch mit der New York Times, steht nun offenbar kurz vor einer umfassenden Lizenzvereinbarung zur Nutzung von Artikeln für das Alexa-Training.

OpenAI hat seinerseits eine Reihe von Partnerschaften geschlossen – unter anderem mit der Financial Times und dem Axel-Springer-Konzern (Bild, Politico) – und reiht Lizenzvereinbarung an Lizenzvereinbarung mit den wichtigsten Medienmarken.

Sogar die Buchverlage sind auf den Zug aufgesprungen: 2024 schloss HarperCollins ein Abkommen mit einem nicht namentlich genannten KI-Unternehmen, das die Nutzung seiner Werke zum Modelltraining erlaubt – für 2.500 Euro pro Titel.

Die Branche verändert sich – und mit ihr das Verhältnis von Kreativität, Technologie und Urheberrecht.