Die Ausfuhren wuchsen im April um 12,9 Prozent zum Vorjahresmonat und damit mehr als doppelt so stark wie von Ökonomen erwartet, wie aus am Dienstag veröffentlichten Daten der Zollbehörde hervorgeht. Damit zeigte sich der Exportweltmeister erholt von der Formschwäche im März, als die Ausfuhren erstmals seit mehr als einem Jahr sanken. Dazu trugen auch Geschäfte mit Stahl und Aluminium bei, obwohl die USA auf diese Produkte Schutzzölle erheben. Experten zufolge dürften auch Elektronikexporte vorgezogen worden sein, um hier möglichen Strafzöllen zuvorzukommen. Chinas oberster Wirtschaftsberater und Vize-Regierungschef Liu He wird nächste Woche in Washington erwartet, um über den Handelsstreit zwischen den beiden führenden Wirtschaftsmächten der Welt zu verhandeln.

US-Präsident Donald Trump sieht sein Land benachteiligt, weil die Volksrepublik viel mehr in die Vereinigten Staaten exportiert als dort einkauft. Allein von Januar bis April erzielte China einen Überschuss im Handel mit den USA von 80,4 Milliarden Dollar, fast zehn Milliarden mehr als im Vorjahreszeitraum. Trump verlangt von Peking, den Überschuss bis 2020 um 200 Milliarden Dollar abzuschmelzen und die Zölle auf US-Exporte deutlich zu senken. Andernfalls will er Strafzölle von bis zu 150 Milliarden Dollar auf chinesische Waren erheben.

Beide Seiten sehen aber Chancen auf eine Beilegung des Konflikts. "Wir arbeiten an etwas, von dem wir denken, dass es für alle großartig sein wird", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders. In Peking bestätigte ein Sprecher des Außenministeriums den Besuch von Liu zwar nicht, sagte aber, dass China die Erklärung des Weißen Hauses positiv sehe. "Wir glauben, dass dies den Wunsch der Vereinigten Staaten zeigt, einen Konsens mit China in Handelsfragen zu erreichen. Das ist ein positives Signal."

EU ERWÄGT AUCH SCHUTZZÖLLE

Bereits eingeführt haben die USA zum Schutz der heimischen Industrie einen Zoll von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium. Dennoch zogen die chinesischen Stahl-Exporte im April im Vergleich zum Vormonat um 14,7 Prozent auf 6,48 Millionen Tonnen an. Dies ist das höchste Niveau seit August 2017. Auch die Aluminium-Ausfuhren legten zu, wenn auch nur um 0,2 Prozent auf 451.000 Tonnen. Die chinesischen Firmen profitierten laut Analysten davon, dass die USA den russischen Aluminium-Konzern Rusal mit Sanktionen belegt haben. Die Produzenten aus der Volksrepublik konnten ihr Aluminium so zu höheren Preisen auf dem Weltmarkt losschlagen. Auf die USA entfallen 14 Prozent der chinesischen Aluminium-Exporte, bei Stahl ist es allerdings nur ein Prozent.

Deutschland und die EU befürchten, dass der europäische Markt jetzt mit Stahl und Aluminium überschwemmt werden könnte, der eigentlich für die USA gedacht ist. Für diesen Fall soll die EU Maßnahmen einleiten, um die europäischen Unternehmen zu schützen.

Chinas Importe legten im April mit 21,5 Prozent noch kräftiger zu als die Exporte. Das ist auch eine gute Nachricht für die deutsche Wirtschaft, die einen Großteil ihrer Waren in der Volksrepublik verkauft, etwa Fahrzeuge und Maschinen.