DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Das wegen fehlender russischer Gaslieferungen strauchelnde Energieunternehmen Uniper braucht weitere Milliarden. Die bislang geplante Barkapitalerhöhung von 8 Milliarden Euro allein werde nicht ausreichen, um Uniper zu stabilisieren, teilte der Konzern am Mittwoch in Düsseldorf mit. Deshalb soll weiteres genehmigtes Kapital in Höhe von bis zu 25 Milliarden Euro durch Ausgabe neuer Aktien geschaffen werden. Die Ende September getroffenen Einigung mit der Bundesregierung auf ein Stabilisierungspaket sollen die Aktionäre auf einer außerordentlichen Hauptversammlung kurz vor Weihnachten zustimmen. Die im SDax-notierte Aktie fiel als Index-Schlusslicht zuletzt um gut vier Prozent, zwischenzeitlich betrug der Kursverlust zuvor an die zehn Prozent.

"Die mit der Bundesregierung vereinbarten Kapitalmaßnahmen beenden die monatelange Unsicherheit für unser Unternehmen und unsere Kunden", sagte Konzernchef Klaus-Dieter Maubach laut Mitteilung. Jetzt sei klar, wie die enormen Kosten getragen werden können.

Der Düsseldorfer Konzern ist wegen des russischen Gas-Lieferstopps in Schieflage geraten, da sich die Gaspreise vervielfacht haben. Das aus Russland fehlende Gas muss das Unternehmen teuer auf dem Gasmarkt kaufen, um eigene Lieferverträge zu noch günstigeren Konditionen zu erfüllen, was zu Liquiditätsproblemen führt. Der Gas-Großhändler mit einer starken Abhängigkeit von Russland ist Lieferant für über 100 Stadtwerke und große Unternehmen und spielt damit eine zentrale Rolle für die Erdgasversorgung von Deutschland. Bei einer Insolvenz von Uniper wird ein Dominoeffekt befürchtet, der zahlreiche Uniper-Kunden ebenfalls in große Schwierigkeiten bringen würde.

Wegen der Liquiditätsprobleme hatten sich der Konzern, die deutsche Regierung, und Unipers bisheriger Mehrheitsaktionär Fortum aus Finnland vor zwei Monaten auf eine Verstaatlichung von Uniper verständigt. Dabei war unter anderem die Kapitalerhöhung über 8 Milliarden Euro sowie der Erwerb der Uniper-Anteile von Fortum vorgesehen. Der deutsche Staat soll dafür jeweils einen Stückpreis von 1,70 Euro bezahlen. Anschließend soll der Bund etwa 98,5 Prozent der Anteile an Uniper besitzen. Wie jetzt klar ist, wird das geschnürte Stabilisierungspaket aber nicht ausreichen. Uniper braucht mehr Eigenkapital, um nicht in die Knie zu gehen.

Bis Ende September belief sich Unipers ausgewiesener Nettoverlust auf 40,3 Milliarden Euro. Zehn Milliarden Euro Verlust waren zum Ende des dritten Quartals bereits realisiert. Die Kosten für die Ersatzbeschaffung am Gasmarkt schätzt Uniper auf 19 Milliarden Euro. Hinzu kommen zu erwartende Bewertungseffekte bei Derivaten sowie Wertminderungen beispielsweise für die Beteiligung an der Gaspipeline Nord Stream 2.

Die nun beschlossene erweiterte Kapitalerhöhung beläuft sich auf bis zu 25 Milliarden Euro. Sie ist der Ersatz dessen, was Uniper eigentlich über die ursprünglich von der Bundesregierung geplanten Gasumlage erhalten hätte. Dabei hätte der Konzern einen Großteil der Kosten an seine Kunden weitergeben können.

Zur Zeichnung der Kapitalerhöhung ist ausschließlich der Bund berechtigt, das gesetzliche Bezugsrecht der anderen Aktionäre wird ausgeschlossen. Das genehmigte Kapital soll in Tranchen genutzt werden, wobei der erste Teil noch vor Jahresende 2022 für die geplante Barkapitalerhöhung benötigt wird. Die neuen Aktien sollen ebenfalls zu je 1,70 an den Bund ausgegeben werden. Als Überbrückung wird die staatliche KfW-Bank eine Zwischenfinanzierung bereitstellen.

"Die Unterstützung der Bundesregierung ist für uns unverzichtbar, und wir zählen auch auf die Unterstützung der EU-Kommission", sagte Konzernchef Klaus-Dieter Maubach. Nur so könne der Fortbestand von Uniper für die Zukunft gesichert werden. Das beschlossene Stabilisierungspaket steht weiterhin unter dem Vorbehalt der erforderlichen behördlichen Genehmigungen. Die Konsultation mit der Europäischen Kommission sei noch nicht abgeschlossen.

Uniper erwartet aber, dass die erforderlichen Genehmigungen bis zur Zusammenkunft der Aktionäre im Dezember erteilt werden. "Die Zustimmung unserer Aktionäre zu den vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen auf der anstehenden außerordentlichen Hauptversammlung ist dafür unerlässlich", sagte Maubach weiter.

Unipers Anteilseigner sollen am 19. Dezember zusammenkommen. Das Datum war insofern bereits bekannt, als dass der Konzern Ende Oktober mitteilen musste, über die Hälfte seines Grundkapitals aufgezehrt zu haben. Dies zieht aktienrechtlich die Einberufung einer Hauptversammlung nach sich, um über die Lage des Unternehmens zu informieren. Die dafür einberufene Hauptversammlung wird aufgehoben und durch die neue Veranstaltung ersetzt./lew/tob/mis/men