FRANKFURT AM MAIN (AFP)--Der Chef des verstaatlichten Erdgashändlers Uniper, Klaus-Dieter Maubach, glaubt nicht, dass der Staat die bereitgestellten Hilfen von 33 Milliarden Euro bei einer geplanten späteren Reprivatisierung wieder ganz zurückbekommen wird. Das wäre ein "sehr ambitioniertes Ziel", sagte Maubach der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Die Höhe der aktuellen Verluste schwanke sehr stark: "Seit Anfang Dezember lagen die täglichen Verluste bei knapp 70 Millionen Euro, die letzten Tage leicht darunter."

Im September hätten die Tagesverluste zeitweise mehr als 200 Millionen Euro erreicht. Dies seien "monströse Zahlen", sagte Maubach.

Der Konzernchef wies Kritik zurück, Uniper habe vor dem Ukraine-Krieg Warnungen vor einer zu großen Abhängigkeit von russischen Energielieferungen fahrlässig ignoriert. "Im Nachhinein findet sich immer jemand, der mit seinen Prognosen richtig lag. Um es sehr platt auszudrücken: Hinterher weiß man immer die richtigen Lottozahlen", sagte Maubach der FAS.

Er habe darauf vertraut, dass die langjährigen Geschäftsbeziehungen mit russischen Energielieferanten auch in Zukunft Bestand haben werden. Zwar habe es Warnungen von Partnerländern wie Polen und den USA gegeben. Aber für ihn sei maßgeblich gewesen, dass Union und SPD die Erdgasimporte aus Russland unterstützt hätten. "Es gab keine große politische Kraft in Deutschland, die gesagt hätte: Wir wollen das nicht", betonte Maubach.

Uniper war bis zum Sommer der größte Importeur von russischem Erdgas nach Deutschland. Die ausgebliebenen Gaslieferungen brachten den Konzern an den Rand der Insolvenz - der Konzern musste die Lieferverpflichtungen seinen rund 1.000 Kunden gegenüber einhalten und Gas zu sehr viel höheren Preisen einkaufen. In den ersten neun Monaten des Jahres häufte der Konzern 40 Milliarden Euro Verlust an.

Der Bund sprang daher als neuer Eigentümer ein: Er kaufte über eine Kapitalerhöhung von 8 Milliarden Euro 93 Prozent der Anteile an Uniper. Weitere 6 Prozent der Anteile erwarb er für 500 Millionen Euro vom bisherigen Hauptaktionär Fortum aus Finnland. Für "künftige Kapitalbedarfe" sind bis zu 25 weitere Milliarden eingeplant.

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December 23, 2022 08:36 ET (13:36 GMT)