BERLIN (Dow Jones)--Wegen drohender Engpässe im Stromnetz sind seit Jahresbeginn mehrere bereits abgeschaltete Steinkohlekraftwerke des Energieversorgers Uniper SE wieder hochgefahren worden. Die Anlagen Heyden (875 Megawatt) und Wilhelmshaven (777 Megawatt) seien in den Auktionen zur Reduzierung der Steinkohle der Bundesnetzagentur erfolgreich gewesen und stünden dem Markt eigentlich nicht mehr zur Verfügung, sagte Geschäftsführungsvorsitzender Gundolf Schweppe anlässlich der Stadtwerke-Konferenz des Handelsblatts. "Interessanterweise gleichzeitig - und das ist das Perfide - wurden diese Kraftwerke mehrfach bereits abgerufen, um das Netz zu stabilisieren".

Das Uniper-Kraftwerk Wilhelmshaven war bereits zum 8. Dezember 2020 vom Markt gegangen. Heyden 4 stellte zum 1. Januar die kommerzielle Stromerzeugung ein und soll am 1. Juli 2021 endgültig stillgelegt werden. Allerdings prüft die Netzagentur noch die Systemrelevanz, was bedeutet, dass das Kraftwerk für Notfälle in Reserve gehalten werden müsste. Schweppe betonte, dass die Erneuerbaren Energien im Januar dieses Jahres nur 36 Prozent des benötigten Stroms hätten liefern können. "Es bedarf also Reserveleistung."

Mit Blick auf den Kohle- und Atomausstieg stelle sich die Frage der Versorgungssicherheit ganz wesentlich, so der Uniper-Geschäftsführer. "Bei uns schwindet der Anteil der gesicherten Leistung dramatisch." Zugleich gebe es seit dem Klima-Urteil des Bundesverfassungsgerichts am Donnerstag einen politischen Handlungsdruck, "der unmittelbar an uns weitergegeben wird, die Energiewirtschaft". Der Düsseldorfer MDax-Konzern gehört nach eigenen Angaben zu einem der größten deutschen Betreiber von Reservekraftwerken, die nur dann hochgefahren werden, wenn nicht genügend Ökostrom im Netz verfügbar ist.

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April 30, 2021 07:20 ET (11:20 GMT)