BERLIN (AFP)--Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und weitere Regierungsmitglieder haben im niedersächsischen Wilhelmshaven das erste deutsche Flüssiggas-Terminal offiziell eröffnet. Mit diesen und den weiteren geplanten LNG-Terminals werde die deutsche Energieversorgung "unabhängig von den Pipelines aus Russland", sagte Scholz in seiner Rede auf dem Spezialschiff "Höegh Esperanza". Über das Terminal sollen jährlich rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs ins Netz eingespeist werden.

Die sogenannte Floating Storage and Regasification Unit (FSRU), die am Donnerstag in Wilhelmshaven festgemacht hatte, nimmt verflüssigtes Gas (LNG) von Tankern auf und wandelt es noch an Bord in Gas um. Die Kapazität gibt der Betreiber Uniper mit mindestens fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr an, was rund sechs Prozent des deutschen Gasbedarfs entspreche.

Bei der Eröffnung lobte Scholz die rasche Bereitstellung der Anlagen, die noch vor wenigen Monaten kaum für möglich gehalten worden sei. "Das ist jetzt das neue Deutschland-Tempo, mit dem wir Infrastruktur voranbringen", sagte der Kanzler. Insofern sei dies auch ein Zeichen für die Stärke der deutschen Wirtschaft.


Deutschland hat seine Energiesicherheit gewährleistet 

Scholz verwies auf die dramatischen Folgen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine - in erster Linie für die Ukrainerinnen und Ukrainer, aber auch für Inflation und Energiesicherheit. Wenn aber nun nach diesem Terminal auch die weiteren geplanten Anlagen in Lubmin, Brunsbüttel und Stade fertiggestellt seien, "dann können wir sagen: Deutschland hat seine Energiesicherheit gewährleistet", hob der Kanzler hervor. Insofern sei dies "ein guter Tag".

An der Eröffnung nahmen auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), Finanzminister Christian Lindner (FDP) und Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) teil. "Wir machen heute einen sehr wichtigen Schritt für die Versorgungssicherheit in Deutschland", hob auch Habeck hervor. "Deutschland kann schnell sein, wenn es darauf ankommt."

Mit Blick auf die Proteste von Umweltschützern gegen die neuen Gasterminals versicherte Habeck: "Wir pushen mit gleicher Konsequenz die Erneuerbaren Energien." Zudem rief er weiter zum Energiesparen auf.

Auch die "Höegh Esperanza" war bei ihrer Ankunft mit Gas beladen. Dieses solle noch vor Weihnachten in das deutsche Netz strömen, kündigte Uniper an. Der reguläre Betrieb soll dann im Januar starten. Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach sicherte zu, mittelfristig sollten die Anlagen für grünen Ammoniak zur Produktion von Wasserstoff genutzt werden und so "einen großen Beitrag zur Dekarbonisierung der deutschen Industrie leisten".

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December 17, 2022 12:31 ET (17:31 GMT)