BERLIN (dpa-AFX) - CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt hat sich gegen ein Einstellung der Arbeit an der Gaspipeline Nord Stream 2 als Reaktion auf die Vergiftung des russischen Regierungskritikers Alexej Nawalny ausgesprochen. An der Grundfrage, wie stark die deutsche Abhängigkeit von russischem Erdgas sei, ändere eine Einstellung oder ein Moratorium von Nord Stream 2 nichts, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin. Vielmehr müssten Alternativen zur Versorgung aufgebaut werden. Dobrindt sprach sich hier etwa für einen rascheren Aufbau von Terminals für Flüssiggas aus. Unter anderem die USA bieten größere Mengen verflüssigtes Erdgas (LNG) an.

Zugleich betonte Dobrindt, natürlich sei eine deutliche Antwort an Russland im Zusammenhang mit der Vergiftung Nawalnys nötig. Diese Antwort müsse auch eine europäische sein. Die Sanktionsdebatte verenge sich aber viel zu sehr auf die Frage, ob Sanktionen mit der Pipeline und damit einer Infrastrukturmaßnahme in Verbindung stehen müssten. Dies werde wahrscheinlich nicht zu einer Verhaltensänderung Moskaus führen. Deutschland werde nicht gezwungen, russisches Erdgas zu kaufen. Vielmehr gehe es dabei um politische Entscheidungen.

Dobrindt sprach sich für eine langfristige Positionierung im Umgang mit Energieversorgung durch russisches Gas aus. Man müsse dafür sorgen, dass es hier nicht einseitige Abhängigkeiten gebe. Er sehe nicht, dass man mit Moskau nun einfach einen Schalter umlegen könne, und die Dinge würden sich ändern. "Wir müssen mit langfristigen Antworten auf diese Situation reagieren" - kurzfristige Lösungen könne er nicht erkennen. Er sei aber nicht dafür, etwa den beschlossenen Ausstieg aus der Kernenergie zu überdenken, sagte er auf eine entsprechende Frage.

So sollten dagegen nun die Planungen für den Aufbau von LNG-Terminals in Deutschland schneller umgesetzt werden, sagte Dobrindt. Es sei nicht ausgeschlossen, dass solche Entscheidungen auch zu höheren Preisen führen könnten./bk/DP/nas