BERLIN (Dow Jones)--Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat den geplanten Entfall der letzten Auktion für Steinkohle-Stilllegungen 2027 infrage gestellt. Angesichts des hohen Wettbewerbsdrucks in der gerade abgeschlossenen zweiten Ausschreibungsrunde gebe es keine Notwendigkeit für eine Streichung, erklärte der Verband. In der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes soll die Auktion 2027 entfallen, nachdem die Europäischen Kommission dies nach ihrer beihilferechtlichen Prüfung im November gefordert hatte.

Die zweite Ausschreibung zum Kohleausstieg, deren Ergebnisse die Bundesnetzagentur am Donnerstag mitgeteilt hatte, war erneut deutlich überzeichnet. Für 2027 bleibe ein hoher Wettbewerbsdruck weiter erhalten, erklärte BDEW-Hauptgeschäftsführerin Kerstin Andreae. Denn zur Teilnahme an der achten Ausschreibungsrunde stünden dann noch rund 9,2 Gigawatt Steinkohle-Kapazitäten zur Verfügung. Die beihilferechtliche Genehmigung der EU-Kommission treffe daher keine Aussage über die 2027er-Ausschreibungsrunde. Die Energielobby hält so sehr an dem Datum fest, weil es dem Staat danach möglich sein soll, Steinkohle-Kraftwerke zwangsweise und ohne Entschädigung abzuschalten.

Kritik übte der BDEW auch daran, dass süddeutsche Kraftwerke am Donnerstag erneut leer ausgingen. Der Regulierer hatte diese Kohlemeiler mit einem Aufschlag - dem sogenannten Netzfaktor - versehen, sofern sie für die Energieversorgung als systemrelevant gelten. Weil die Stromnachfrage in den Industriezentren Bayerns und Baden-Württembergs weiter enorm hoch ist, erhielt letztlich keine süddeutsche Anlage den Zuschlag für eine Stilllegungsprämie. BDEW-Chefin Andreae betonte, dies mache "die Benachteiligung dieser Anlagen im Ausschreibungssystem deutlich".

Bei der zweiten Steinkohle-Auktion waren 1,5 Gigawatt Leistung zur Stilllegung ausgeschrieben, während Gebote über insgesamt 1,514 Gigawatt den Zuschlag erhielten. Darunter waren zwei große Steinkohlekraftwerke von Uniper in Wilhelmshaven und der Holding EPH des tschechischen Investors Daniel Kretinsky in der Nähe von Peine, sowie ein kleines Kraftwerk der Mibrag in Sachsen-Anhalt.

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April 06, 2021 06:56 ET (10:56 GMT)