Von Cara Lombardo, Saabira Chaudhuri und Costas Paris

LONDON (Dow Jones)--Der aktivistische Investor Nelson Peltz ist bei Unilever eingestiegen. Sein Hedgefonds Trian Fund Management LP habe eine Beteiligung an dem Konsumgüterkonzern erworben, berichten informierte Personen, nachdem zuvor schon die Financial Times über den Aufbau einer Beteiligung geschrieben hatte. Damit steige der Druck auf Unilever, deren Übernahmeangebot für die Sparte Consumer Health von Glaxosmithkline von dem britischen Pharmakonzern abgelehnt wurde.

Wie groß die von Trian erworbene Beteiligung ist, war zunächst nicht zu erfahren. Allerdings hat der Hedgefonds schon mit dem Kauf von Unilever-Aktien begonnen, lange bevor die Offerte für die Glaxo-Sparte bekannt wurde, wie eine der informierten Personen sagte.

Der Aktienkurs von Unilever steht seit einigen Monaten unter Druck, weil es dem Unternehmen nicht gelingt, seinen Absatz zu steigern. Während der Pandemie habe der Konzern bei Hygieneprodukten und abgepackten Lebensmitteln schlechter abgeschnitten als einige Wettbewerber, berichten Analysten. Überdies habe Unilever schon seit einiger Zeit keine umsatzstarken innovativen Produkte mehr auf den Markt gebracht.

Bei den Aktionären kam der geplante Kauf der Glaxo-Sparte nicht gut an. Analysten erklären das mit der eher durchwachsenen Bilanz bei einigen großen Übernahmen. Kritiker monieren den gebotenen Kaufpreis, der ihrer Meinung nach zu hoch ist. Unilever sollte sich lieber auf das bestehende Geschäft konzentrieren, statt auf neue Geschäftsfelder zu expandieren, auf denen das Unternehmen kaum Erfahrung habe, hieß es.

Unilever-CEO Alan Jope unternahm gegen Ende des vergangenen Jahres einen Vorstoß zum Kauf der Sparte, die Glaxosmithkline nach eigenen Angaben abspalten will. Unilever begründete ihr Interesse damit, dass sie sich stärker auf Produkte aus den Bereichen Gesundheit, Kosmetik und Hygiene konzentrieren wolle, auf Kosten des langsamer wachsenden Lebensmittelsegments. Bei dieser Gelegenheit teilte Unilever auch mit, dass etwaige große Zukäufe mit dem Verkauf bedeutender Unternehmensteile einhergehen könnten.

Die Übernahme scheiterte letztlich an der Ablehnung der Unilever-Aktionäre einerseits, andererseits bestand Glaxo auf einem höheren Preis. CEO Jope lehnte es in der vergangenen Woche ab, das Angebot zu erhöhen, womit die Übernahme auf Eis liegt. Unilever will nun die Ertragskraft der vorhandenen Marken über eine Neuordnung stärken, die auch eine Rotation zugunsten wachstumsstärkerer Produkte umfassen soll. Nach Ansicht einiger Investoren und Analysten hat die Glaubwürdigkeit von CEO Jope indessen Schaden genommen.

Trianon wiederum hat vor einigen Jahren eine Beteiligung am Unilever-Wettbewerber Procter & Gamble (P&G) gekauft. Peltz schaffte es 2017 im damals teuersten Kampf um Aktionärsstimmen knapp in den Board von P&G.

Peltz verfügt indessen über Erfahrung als Board-Mitglied auch bei anderen Konsumgüterherstellern, darunter beim Oreo-Hersteller Mondelez International Inc und bei Heinz. Einige seine Kampagnen zielten darauf ab, Unternehmen zu zerschlagen. Bei seinem Engagement bei P&G war dies allerdings nicht der Fall.

Was Unilever betrifft, so fordern Analysten und Investoren, dass das Unternehmen sein Umsatzwachstum gezielt vorantreibt, ähnlich wie P&G, der damit die Ertragswende gelang. Dazu würde auch die Trennung von Marken mit schwächerem Umsatzwachstum gehören und die Sanierung des Kerngeschäfts.

Als Peltz bei P&G einstieg, kämpfte das Unternehmen mit einem harten Wettbewerb, steigenden Rohstoffkosten und der internen Bürokratie. Seither ist es dem Unternehmen gelungen, die Kunden zum Wechsel zu Premium-Versionen seiner Produkte zu bewegen. P&G trennte sich ferner von Kosmetikmarken für den Massenmarkt und war innerhalb der Branchen führend, als es darum ging, steigende Rohstoffkosten durch Preiserhöhungen zu kompensieren und die Margen zu steigern. In jüngster Zeit profitierte das in Cincinatti ansässige Unternehmen von deutlichen Umsatzsteigerungen während der Pandemie und höheren Verkaufspreisen. Peltz indessen ist Ende vergangenen Jahres aus dem Board von P&G ausgeschieden.

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January 23, 2022 11:31 ET (16:31 GMT)